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Fakten zur Aufführung 

DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL
(Wolfgang A. Mozart)
23. Mai 2003


Städtische Bühnen Münster




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Mozart triebhaft

Bassa Selim als quengelnder Psychopath, die Frage nach dem "Wer mit welcher?" , das unstillbare Verlangen nach GV als unbedingter Antrieb individuellen Handelns - Peter Beat Byrsch greift in Münster in die Kiste Freudscher Triebtheorien. Und ignoriert in seiner Inszenierung Mozarts Pathos und Leidenschaft für das Unbegreifliche. Die Regie bleibt eher konventionell, lässt Schutzgarden und Haremswächter auf- und abtreten, verweist die gickernden Haremsdamen in die Rolle alberner Gören und entwickelt kaum Chancen für überzeugend-differenzierte Charakterstudien.

Die "Ausstattung" Martin Warths verweigert sich der emotionalen Faszination, arbeitet mit aufklappbaren Wänden und hereingeschobenen Räumen wie aus dem Lehrbuch Brechtscher Verfremdungseffekte.

Die Solisten agieren und singen gemäß diesem aufgesetzten Konzept: Nathalie de Montmollins Konstanze ist in ihren großen Arien viel zu hart, lässt niemals die Transzendenz verzweifelter Liebe sehen oder gar hören. Yoon-Cho Cho ist eine skurril verkleidete Blonde, sexuell aktiv, ohne sängerische Delikatesse. Mit Mineo Nagata ist ein eher fader Belmonte zu erleben: Trond Gudevolds Osmin bleibt ambivalent, auch in seinen stimmlichen Möglichkeiten; Daniel Behle gibt eine Otto-Walkes-Karikatur, singt mutig-gelassen. Der Bassa: Serdar Somuncu betatscht Konstanze, beißt in Kissen, rezitiert in schrillem Diskant - das hat was!

Das kompetente Symphonieorchesder der Stadt Münster ist unter dem aktiven Andreas Wolf hörbar auf die Inszenierungskonzeption eingeschworen: die Musik klingt spröde, vermag das Magische mozartschen Ingeniums nicht zu vermitteln.

Das Publikum im gut besuchten Haus folgt dem Geschehen aufmerksam, reagiert allerdings bei Bassas Exaltationen mit unterdrücktem Lachen - nicht renitente Absagen an das theoretisch verquere Inszenierungskonzept. (frs)


Foto: © Michael Hörnschemeyer