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Fakten zur Aufführung 

LES CONTES d'HOFFMANN
(Jacques Offenbach)
18. September 2002 (Premiere)


Städtische Bühnen Münster


RAUSCH


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Münsters "Hoffmann" in der Regie von Gabriele Rech ist ein großer Wurf! Hoffmann versagt in Liebe und Leid - lässt im dumpfen Rausch die Frauen als Opfer zurück. Olympia von Plebs missbraucht; Antonia als sexuelles Opfer des eigenen Vaters, als geniale Sängerin brutal domestiziert; Giulietta als höriges Instrument des machtgeilen Lindorf. Die Muse treibt Hoffmann, verführt ihn zu "Liebe und Leid" - ausweglos.

Das Ensemble geht auf diese Handlungsangebote der Regie engagiert ein: Stefan Adam ist mit aasigem Bass ein mephistophelischer Lindorf; eine stimmlich brillante Judith Gennrich eine verführende Muse; Ines Krome eine Antonia als chancenloses Opfer; Nathalia de Montmollin eine sänger-darstellerisch überzeugende Olympia, die als "Puppe" zum Raub alkoholgetränkter Sexualwillkür wird; Attila Wendler gelingt mit seinem forcierten Tenor im Ganzen ein eindrucksvolles Porträt des verführten differenzierungs- und mitleidunfähigen Hoffmann. Der Schlusschor (seit Hamburg 1999 der plausible Schluss des Dramas) lässt das emotionale Versagen Hoffmanns durch den exzellenten Chor deutlich werden.

Dies alles geschieht im eher sterilen Ambiente einer bürgerlich-studentischen (?)= dämonisch-hintergründigen Gesellschaft: das "Gehäuse" ist martialisch, auf den ersten Blick "feierlich", auf Dauer bedrängend.

Will Humburg begleitet mit dem Symphonieorchester der Stadt Münster die Solisten akzentuiert, setzt Streicherklänge gegen Bläsereruptionen, prononciert Fermaten und setzt auf präzise Dynamik - doch bleibt der Gesamteindruck eher fahrig; ohne eigenen Interpretationswillen.

Das Publikum weiß die hohe Qualität der Aufführung zu schätzen, verteilt den herzlichen Applaus zutreffend lautstark an Solisten, Orchester und Regieteam - gerät aber ins Euphorische, als Suzanne MacLeod um "Mithilfe" gegen die von der Münsteraner CDU-Mehrheit katastrophale Mittelkürzung bittet. Das Publikum liebt sein Theater - nach dieser gelungenen Premiere umso mehr! (frs)