Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

ARIANNA IN NASSO
(Nicolò Porpora)
17. November 2002 (Premiere)


Städtische Bühnen Münster


EIN RUHIGER STROM



Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Über die Qualitäten Nicolò Porporas, des Kontrahenten Händels vor allem in London, und seiner nachgerühmten Fähigkeit, Sängerstimmen kompositorisch zu protegieren, kann man sich in Münsters Kleinem Haus hörbar überzeugen. Voraussetzung dafür sind eine penible dramaturgische Vorarbeit von Berthold Warnecke (der auch für ein informatives Programmheft verantwortlich zeichnet!) und eine intelligente Übersetzung von Christine Jarnot. Ein gespannt-interessiertes Publikum kommt voll auf seine Kosten, dankt mit zustimmender Aufmerksamkeit und rauschendem Applaus.

Ein inszenatorischer Glücksgriff gelingt Benedikt Borrmann, der die Ariadne-Theseus-Bachcus-Mythologie historisierend-distanziert, aber immer im Geist barocker Musikkultur auf die offene Bühne bringt: leichte Verfremdungen (z.B. duch miniaturisierte Stellvertreter-Puppen) ja - aber keine Verballhornung des durchaus ernstzunehmenden Erbes der Antike!

Sparsame Requisiten-Säulen, transparente Vorhänge, den überdimensioniert-aufgeteilte "Faden der Ariadne" als Metapher für dramatische Verbindungen und Spannungen nutzt Pia Oertel für einen offenen Spielraum als imaginative Bildwelt.

Das Münsteraner Ensemble lässt große Qualitäten in stilgerechtem Gesang hören. Arien und Duette gelingen in beglückender Eindringlichkeit, die Accompagnata-Rezitative geraten zu musikalischen Zwischenspielen von Delikatesse. Nathalie de Montmollin phrasiert als liebende, enttäuschte, kämpferische Arianna voller Kraft und Leidenschaft; Heike Grötzinger ist eine gleichermaßen emotional anrührende Antiope und Judith Gennrich verkörpert einen undankbar-untreuen Theseus mit identifizierbarem Impetus. Trond Gudevold hat es mit seinem deklamatorischen Bariton als schwankender Peirithoos nicht leicht zwischen den glänzenden Koloraturen der Mezzi und Soprane, zumal Suzanne McLeod als "strippenziehender" Hohepriester und Gott das Bühnengeschehen souverän beherrscht!

Die Musik Porporas macht dem Symphonieorchester der Stadt Münster unter Andreas Wolf hörbar Mühe; es dauert lange, bis sich der geläufige Duktus einstellt, aber auch dann hapert es am Zusammenspiel mit den Sängern, was aber auch wohl mit der ungewöhnlichen seitlichen Placierung der Musiker zu tun haben mag.

Alles in allem: sehens- und hörenswert - und vor allem kein lebloses Opern-Museum, sondern lebensvolles pralles Musiktheater! (frs)


Foto: © Michael Hörnschemeyer