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Fakten zur Aufführung 

HASSAN, DER DIW UND DER SCHMALE WEG HINTER DEM BERG
(Afshin Hashemi)
4. September 2008

Theater an der Ruhr Mülheim


Points of Honor                      

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„Musiktheater“ Iran

Roberto Ciulli ist nicht nur ein exzeptionell kreativer Leiter des Theaters an der Ruhr in Mülheim – er ist vielmehr ein konsequenter Verfechter für die Begegnung der (Theater-)Kulturen.

Nach wiederholten Auftritten im islamisch-orthodox bestimmten Teheran gibt es jetzt einen intensiven Überblick über die „Theaterlandschaft Iran“ mit zehn kommunikativ stimulierenden Veranstaltungen - darunter ein musikalisches Märchen im Stil orientalischer Fantasie mit traditioneller iranischer Musik.

Afshin Hashemi erzählt die animierende Geschichte Hassans, der seine verlorenen Träume wieder finden will, dabei auf Prüfungen trifft und schließlich entdeckt, dass der König ihm ein falsches Feindbild vermittelt hat, um die Macht weiterhin zu usurpieren.

Verblüffend der Handlungsablauf, der durchaus europäischen Märchen und Volksbüchern entspricht – wie im Fortunatus und Grimms Märchen zu finden, aber auch in Mozarts Zauberflöte und Bernsteins Candide konstituierend aufgegriffen.

Inszeniert von Afshin Hashemi präsentiert sich die iranische Theatergruppe in reduziertem Aktionismus: Im weißen Kreis mit zwei Hockern als einzige Requisiten, einem Tisch mit den Akteuren und Musikern und einer „Bühne“ des imaginierend-verfremdenden Schattenspiels. Die Bedeutung der intensiven Handlung wird durch wenige charakteristisch-symbolische Bewegungen – und durch Gesang und Musik vermittelt!

Rhythmisierte Sprache, Vokalisen, Sprechgesang und subtil-artifizielles Singen vermittelt das Ensemble mit kontrollierter Virtuosität – und imaginiert mit subtilen stimmlichen Mitteln eine bemerkenswerte Interpretation archetypischer menschlich-gesellschaftlicher Situationen.

Traditionelle iranische Blas-, Zupf-, Streich- und Schlag-Instrumente ergeben einen permanent gefühlsstarken Klang, der uns „Abendländer“ an Zither, Gitarre, Banjo, Tambourin und Flöten erinnert – subtil intoniert, dynamisch variierend, in kommunikativer Abstimmung mit dem ausdrucksvollen Gesang.

Im Theater an der Ruhr verfolgt ein iranisch-deutsches Publikum das reflektiert-zauberhafte Geschehen mit großer Teilnahme - die projizierten deutschen Texte helfen, den Handlungsablauf zu verstehen; doch machen die spontanen Reaktionen der sprachlich kundigen Zuschauer deutlich, dass es in Text und Handlung offenbar kulturell konnotierte Botschaften gibt, die eben nur den kulturell geprägten Rezipienten verständlich sind.

Aber diese Differenzen mit ihren elementar-kulturellen Konsonanzen zu erfahren – das ist der Ertrag der Theaterlandschaft Iran im Theater an der Ruhr! (frs)