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Fakten zur Aufführung 

TANNHÄUSER
(Richard Wagner)
29. Juli 2004


Bayerische Staatsoper



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Mit Sinn für Sinnlichkeit

Ein Mann, zerrissen zwischen Liebe, Kunst, Religion und gesellschaftlicher Pflicht - das ist Heinrich Tannhäuser. Verkörpert wurde er an diesem Abend von Stig Andersen, der eine darstellerisch überzeugende, stimmlich teilweise etwas angestrengte Leistung bot. Die Inszenierung von David Alden
aus dem Jahr 1994 legt großen Wert auf die inneren Vorgänge der Personen, fordert vom Titelhelden aber auch großen körperlichen Einsatz. Andersen ließ die menschliche Seite des Ritters und dessen Seelenqualen deutlich spüren.

Die freiwillige Emigration aus seiner thüringischen Heimat und dem Kreis der Minnesänger verbringt Tannhäuser bei Venus, findet bei ihr eine Zeit lang höchste Befriedigung seiner Sehnsüchte und künstlerische Inspiration. Das ist kaum verwunderlich, wird Venus von einer Frau wie Nadja Michael
gesungen:

Sinnlichkeit pur in Stimme und Darstellung. Die Anziehungskraft der blonden Venus sowohl optisch in goldener Corsage mit blutrotem Samtrock (Kostüme Buki Shiff) als auch durch ihren in allen Lagen präsenten, dunkel timbrierten Mezzo war stark.
Tannhäuser verlässt sie dennoch, kehrt zurück in seine alte Welt. Eine weiße Wand mit drei Türen macht diesen Schritt auf der Bühne, designt von Roni Thoren, deutlich. "Germania nostra" ist eine düstere Welt mit kriegerischen Menschen, in die Tannhäuser allerdings Elisabeth zuliebe zurückkehrt.

Die Hallenarie Elisabeths sang Emily Magee vor den drei weißen Türen: psychologische Vieldeutigkeit in der Regie, stimmlicher Wohlklang und große Präsenz von Seiten der überzeugenden Sopranistin. Souverän und würdevoll sang Jan- Hendrik Rootering den Landgrafen Hermann, einen großen Erfolg verbuchte auch Simon Keenlyside als Wolfram von Eschenbach, der die Arie an seinen holden Abendstern in echter Verzweiflung und zwischen Gefühl und Kontrolliertheit schwankend beeindruckend vortrug.

Jun Märkl am Pult führte das Bayerische Staatsorchester, Chor und Solisten differenziert mit stellenweiser Neigung zu etwas breiten Tempi, die bisweilen den wagnerschen Fluss ins Stocken brachten. Die heldenhaften Töne ließen keine Wünsche offen, bei den feineren kam das Klanggerüst manchmal zart ins Wackeln.

Das Publikum im ausverkauften Haus genoss den Abend hörbar, schon zu den beiden Pausen wurden die Solisten mit herzlichem Beifall bedacht. Am Schluss gab es heftige Bravi und Fußgetrampel für Nadja Michael, Emily Magee und Simon Keenlyside, für den Titelhelden fiel der Beifall etwas schwächer aus. (if)


Foto: © Wilfried Hösl