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Fakten zur Aufführung 

SERSE
(Georg Friedrich Händel)
26. Juli 2006
(Premiere: 26.2.96)

Bayerische Staatsoper München
Münchner Opernfestspiele 2006

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Keine Sinnstiftung

Die Münchner Opernfestspiele 2006 erleben fast täglich Momente des Abschiednehmens. Mit dem Ausscheiden von Sir Peter Jonas aus dem Amt des Intendanten der Bayerischen Staatsoper verliert das Haus nicht nur ihre charismatischste Persönlichkeit, einen Kulturmanager und Politskeptiker erster Güte, sondern auch eine Reihe von legendären Produktionen, die Jonas gewissermaßen mit in den wohl verdienten Ruhestand nimmt – als würden sie ohne ihren Mentor keinen Sinn mehr machen. Georg Friedrich Händels „Serse“ ist so eine Produktion. 1996 wurde mit ihr ästhetisch bestätigt, was sich zwei Jahre zuvor mit Richard Jones’ poppigem „Giulio Cesare“ überwältigend angekündigt hatte. Neue Barockopernwelten waren endgültig geboren.

Doch während Jones’ „Giulio“ sich als faltenfreie Diva von der Bühne tummelte, hätte „Serse“ einer Schönheits-OP bedurft. Die Regie von Martin Duncan und die Bildsprache von Ultz sind zweifelsohne noch immer Konsens, ein bunter Comic reicht auch heute aus, um eine Barockinszenierung adäquat zu finden. Doch seit 1996 hat man zu viel Ähnliches gesehen. So vermisst man die Sinnstiftung, eine Deutungsabsicht der Regie. Selbst wenn Händels „Serse“ ironisch und bisweilen satirisch ist, gibt sich nicht jede Arie unbeschwert. Im Gegenteil.

Es ist leider fast schon quälend, wenn sich der sympathische Christopher Robson, ein Countertenor alter Schule mit dünner, affektierter Stimme, im Glitzerfummel der traurigen Töne Arsamenes annimmt. Auch die Arien Romildas bleiben bloß koloraturenübersättigte Gebilde, die nicht szenisch erklärt werden. Dazu kommt, dass Susan Gritton technisch hervorragend auf die Partie eingestellt ist, man jedoch bei ihr wie auch bei Catherine Wyn-Rogers den persönlichen Ton vermisst. Ann Murray singt charakteristischer, zumal sie an diesem Abend enorme Kräfte freisetzt, die sie schon vor zehn Jahren adelten. Neben ihrem Serse ist es Margarita De Arellanos Atalanta, die begeistert. So viel Sexappeal erlebt man selten auf einer Bühne.

Ausnahmsweise wird diese Barockoper an der Bayerischen Staatsoper einmal nicht von Ivor Bolton geleitet. Harry Bickets Dirigat entspringen die feineren Linien, aber auch weniger akzentforsches Formulieren. Insgesamt bleibt der Orchesterklang etwas zu matt.

Das Publikum übte sich in Sängerakklamation, die nur von einem kleinen Gastaufritt von Sir Peter in den Schatten gestellt wurde, der im 3. Akt als Briefbote für den obligatorischen Gag der Derniere sorgte. (tv)