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Slapstick am Götterstrand
Wenn der göttliche Donner in die Inspektion muss, die Priester sich am
letzten Hühnchenbein laben und vollmundig die verlotterten Götter schmähen,
die fast nur billige Blumen opfern, wenn der stolze Achill sich als Schöpfer
stolzer Sandburgen gebiert, dann haben zwei die alten Griechen nicht so
ernst genommen: der Komponist Jacques Offenbach und Regisseur Markus Hertel.
Hohen Anteil an der launigen "Schönen Helena" der bayerischen Theaterakademie
hat auch die deutsche Dialogversion nach Simon Werle. Dass die Kalauer
nicht gescheut werden, sei im Fasching verziehen. Markus Hertel versucht
Offenbachs Griechenpersiflage nicht realistisch zu bebildern. Was sich
dem Auge bietet ist mehr oder minder gekonnte Slapstick und Klamauk in
einem Bühnenbild, das reichlich weiße Säulen bewegt und einem Kostümfundus
zwischen massigem Brustpanzer und 50er Minis.
Wichtigstes Element ist jedoch der Tanz. Jimmie James hat mit den Sängern
sowie den blutjungen Choristen verschiedener Münchner Schulen Nummern
von synchronem Schuhplattln bis Macarena erarbeitet. All das trägt nur
den ersten Akt problemlos. Vor allem im Finale am Strand droht sich der
Slapstick ein wenig totzulaufen, die letzte Steigerung fehlt. Einer bürgt
persönlich für nette Unterhaltung, Sebastian Myrus, alias Calchas, Großaugur
des Jupiter. Wenn sich dieses Faktotum wie im 2. Akt länger versteckt,
beginnt man es sogleich zu vermissen.
Offenbach gönnt allen Figuren außer Helena und Paris wenig Raum zur Entfaltung.
Außer einem köstlichen Terzett zwischen dem abgehalfterten Menelaos (Frank
Unger), Agamemnon (Ivan Orescanin) und Calchas lassen nur die kecken Soli
von Josette Micheler als Orest aufhorchen. Helena ist ganz die überdrehte
Superschöne. Die Mezzosopranistin Merit Ostermann gestaltete technisch
versiert, mit Witz, Ironie, vielleicht einer Spur zu wenig Sexappeal.
Ihre Wortverständlichkeit ließ nichts zu wünschen übrig, so dass sich
ihre mittelgroße Stimme mit der leicht dramatischen Attitüde als ideale
Operettenstimme präsentierte. Ihr Liebhaber Paris musste davor kapitulieren.
Der Tenor von Ansgar Matthes sitzt noch nicht richtig, die Höhen verrutschen,
die Register setzen sich noch zu deutlich von einander ab.
Basil Coleman dirigierte die Münchner Symphoniker mit Tempo, doch, obwohl
er die jungen Sängern fast problemlos zu führen verstand, ohne die Spritzigkeit
der Bühne letztendlich mitzugehen.
Herzlicher Applaus des amüsierten Publikums. (tv)
Karten unter (089) 2185-2899
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