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Fakten zur Aufführung 

RIGOLETTO
(Giuseppe Verdi)
24. Februar 2005
(Premiere: 21.2.05)

Bayerische Staatsoper

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Affengeil, affengeil?

München hatte sich gut vorbereitet, Interviews studiert, Kritiken gelesen. So nahm es nicht Wunder, dass der Buhsturm der Premiere bereits in der zweiten Auflage von Giuseppe Verdis „Rigoletto“ in der Regie von Doris Dörrie nur noch laues Lüftchen war. Waren die Zuschauer enttäuscht? Die Bild-Ungetüme, welche sich der phantasiebegabte Opernbesucher vom Planeten der Affen machen konnte, wohl auch angeregt durch den 60er-Jahre-Film, waren jedenfalls den Harmlosigkeiten auf der Bühne überlegen.

Doris Dörrie und ihr Bühnenbildner Bernd Lepel lassen die Astronauten Rigoletto und Gilda in einer zukünftigen Affenwelt stranden (Kompliment der Maske!!), in der alles Tumbe, was einmal menschlich war, zum Tierischen geworden ist. Der Zuschauer wird damit nicht angehalten, sich mit den eigenen tierischen Leidenschaften auseinander zu setzen, dafür ist die Distanz zu den Affen zu groß. Starke Bilder für die von der Filmregisseurin beschworene „good story“ sollten mitnehmen. Doch leider erschöpfte sich der starke Eindruck im Erstkontakt. Nachdem die bunt kostümierte Hofgesellschaft herumäffen, Hintern recken, sich lausen und tanzen durfte, ging das Stück seinen gewohnten Gang. Kaum zu glauben, aber diese Inszenierung ist ziemlich „werktreu“. Sie staffiert das Bekannte nur oberflächlich aus, zeigt dem Zuschauer lediglich krass, wen sie für Menschen und wen für Tiere hält und lenkt damit Mitgefühl und Abneigung.

Das ist jedoch keine interessante Personenregie. Dagegen ist Verdis Musik, gerade im Rigoletto, extrem vielschichtig. Davon kann die Regie nichts vermitteln und bleibt schwarzweiß, trotz der quietschbunten Louis Vuitton-Embleme, trotz der untergehenden Opernhäuser auf dem Bühnenhügel (bei Charlton Heston war es die Freiheitsstatue), trotz blutroter Supernovae. Vielleicht muss man wirklich ein Mitglied von Dörries jugendlicher, opernunerfahrener Zielgruppe sein, um die Regie affengeil zu finden.

Dass das Publikum die Inszenierung trotz Nichtreaktion ablehnte, zeigte ein bekannter Reflex: der übermäßig frenetische Jubel für die Sänger. Dabei war einzig die Gilda von Diana Damrau mit einem jungmädchenhaften Ton, einer fast immer unbefleckt strahlenden Höhe und einem ideal naiven Beiklang eine wirkliche Offenbarung. Dagegen bot der Duca des verlässlichen Tito Beltrán, der den erkrankten Ramon Vargas ersetzte, fast nur metallische, oft ziemlich hochgestemmte Töne. Alle Arien klangen zu sehr nach „La donna è mobile“. Enttäuscht hat Mark Delavan als Rigoletto. Intonation, ausgeglichener Stimmsitz und Gestaltungsüberlegenheit bereiteten dem im plumpen Astronautenkostüm an das Michelinmännchen erinnernden Amerikaner große Probleme. Dafür gab’s Buhs .

Solche erntete auch Zubin Metha am Pult. Sein erster Rigoletto klingt nach altersweisem Spätstil. Behäbig, dick und unaufgeregt tönt es aus dem Graben. Ein nervöser Puls, der das drohende Unheil ankündigte, fehlt dieser Orchesterleitung am meisten. (tv)


Fotos: © Wilfried Hösl