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Fakten zur Aufführung 

RIGOLETTO
(Giuseppe Verdi)
24. Oktober 2003 (Premiere)


Oper im Schloss (München)




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"O, wie so trügerisch..."

Spannendes Musiktheater in außergewöhnlichem Ambiente verspricht die Ankündigung der neuen Münchener Off-Produktion der Oper im Schloss, die von der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München gesponsert wird. Die Künstlerische Leitung will vor allem ein Forum für junge Opernschaffende bieten und setzt auf Werke mit psychologischem Tiefgang und Kammerspielcharakter. Der direkte Kontakt zum Publikum ohne trennenden Orchestergraben soll im intimen, ca. 250 Zuschauer fassenden Zeltbau entstehen.

Urheber der Idee ist der Dirigent und Gründer des "orpheus ensemble münchen" Markus Elsner, der sich mit einem guten Dutzend junger Musiker bemüht, Verdis Musik gerecht zu werden und aus einer Nische neben dem Bühnenpodest, in der das Orchester sitzt, den Kontakt zu den Sängern nicht zu verlieren. Der Klang des kleinen Orchesters eignet sich eher für Werke der Barock- oder Kammermusik als für Verdi, und da die nötige Italianitá hauptsächlich von zwei herausragenden Sängern des Abends geliefert wird, liegt der musikalische Genuss eher auf dem Niveau eines Tellers Pasta ohne Soße.

Die Titelpartie ist mit dem erfahrenen Argentinier Héctor Guedes überzeugend und tragend besetzt, der von Anfang bis Ende seine große Partie souverän gestaltet. Sensationell kann sich sein Widersacher, der Herzog von Mantua, gesungen von dem 30-jährigen koreanischen Tenor Hanbo Jeon, mit perfekter Stimmführung und großem Ausdruck auf demselben Niveau behaupten und wird durch sein Charisma zum Sympathieträger des Abends. Häufig ist es die Sängerin der Gilda, die die Herzen des Publikums gewinnt, doch konnte dies der jungen Amerikanerin Kathryn Brown trotz berührender Darstellung auf Grund mangelnder stimmlicher Möglichkeiten in den heiklen Passagen der Partie nicht gelingen. Auch in den Nebenrollen fanden sich noch in Ausbildung befindliche Stimmen mit Ausbauchancen.

Die Regisseurin Marianne Loy hat sich durch den Spielort inspirieren lassen, die Handlung in die Szene des "fahrenden Volkes" zu legen. Schon am Eingang wird der Zuschauer mit der modernen Geräuschkulisse eines Volksfestes beschallt, die Bühne ist der Zirkuswagen des "Circus Triboulet" (Rigolettos Nachname in der literarischen Vorlage Victor Hugos). Die Regisseurin lenkt die Aufmerksamkeit auf das Innenleben der Personen und lockert die beklemmende Atmosphäre der schmutzigen Halbwelt durch gelungene Pointen.

Äußerst originell ist der Einfall, anstelle eines Programmheftes eine in "Bild"-Manier aufgemachte vierseitige Zeitung herauszugeben, die mit Schlagzeilen, Interviews und pfiffig aufgemachten Artikeln Hintergrundinformationen liefert und die Handlung sowie Entstehung der Oper genauer erklärt.

Leider reichten die Ausgaben nicht für das ganze Publikum, das premierentypisch von Angehörigen und Presseleuten durchsetzt war und nicht gerade enthusiastisch wirkte. Kommentare reichten von mütterlich-löblicher Anerkennung bis hin zu journalistischer Ratlosigkeit über die Konkurrenzfähigkeit der Produktion. (if)