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Fakten zur Aufführung 

DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR
(Otto Nicolai)
15. Oktober 2006 (Premiere)

Staatstheater am Gärtnerplatz München

Points of Honor                      

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Mehr Inhalt, weniger Kunst!

Es beginnt viel versprechend – mit Shakespeare. Während der Ouvertüre zu Otto Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“ lässt Regisseurin Julia Riegel im stilisierten Globe Theatre von Caroline Neven Du Mont eine Aufführung des Sommernachtstraums von einigen Weibern stürmen. Während vorher Männer in Frauenkostümen auf der Bühne standen – eine zu Shakespeares Zeit noch übliche Praxis – haben nun die lustigen Weiber von Windsor das Sagen. Es folgt Theater im Theater, das elisabethanische Publikum kommentiert mit humoristischen oder bösen Zitaten aus Stücken des englischen Dramatikers das bisweilen zu heitere Geschehen von Nicolais Spieloper.

Leider hält die Regie dieses Konzept nicht lange aufrecht. Mit jedem Akt wird das Spiel auf mehreren Ebenen reduziert, zum Vorschein kommt bedauerlicherweise wieder die brave Oper. Erschrak man etwa vor der eigenen Courage, hatte man doch den heiligen „Notentext“ zerstückelt? Mit ihrer Vorsicht tat Riegel dem Werk aber überhaupt keinen Gefallen, denn während die Musik nach wie vor bezaubern mag, wirkt die Handlung längst entsetzlich staubig. Die Kommentare bliesen diese Staubigkeit weg, doch als sie wieder fehlten, trat die Banalität des Stücks um so arger vor Augen und Ohren. Beim Treiben des Ritters Herne im Wald von Windsor konnte man nur noch das Ende herbeiwünschen.

Der Chor des Staatstheaters konnte noch so frech und prächtig die wunderbaren Nummern des letzten Aktes singen. Bis dahin hatten sich die Sänger nämlich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Auf Staatstheaterniveau sangen einzig Elaine Ortiz Arandes als kesse Frau Fluth und mit Abstrichen Thérèse Wincent als schöne Anna. Martina Koppelstetters Frau Reich ließ Textverständlichkeit vermissen. Jörg Simons Falstaff schwächelte bedenklich in den Bassregionen, Torsten Frisch und Pawel Czekala als die Herren Fluth und Reich schienen noch Karikaturen der bemüht albernen Cajus und Spärlich sein zu wollen. Ganz eigene Vorstellungen von einem guten Stimmsitz und Intonation demonstrierte schließlich der Fenton von Volker Bengl, dessen Tenor am Gaumen zu kleben scheint.

Schade, dass die Sänger sich so die Blöße gaben. Denn Adrian Müller zauberte mit dem Orchester im Graben eine selten feine, selten lebendige Interpretation des Stückes. Sauber, transparent, organisch und ausgewogen spielten die Musiker und sorgten für die einsame Glanzleistung des Abends.

Befremdlich, dass das Publikum dem Dirigenten ebenso laut und euphorisch Beifall klatschte wie Sängern und Regie. Man sollte wohl doch genauer hinhören. (tv)


Fotos: © Ida Zenna