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Fakten zur Aufführung 

Das Liebesverbot
(Richard Wagner)
20.März 2004


Staatstheater am Gärtnerplatz (Prinzregententheater München)



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Charmante Jugendsünde

Im Alter von 23 Jahren komponierte Richard Wagner "Das Liebesverbot", seine erste Oper. Diese gilt unter Wagnerianern als "Jugendsünde" des großen Meisters. Auf den Spielplänen der Theater ist sie kaum zu finden. Eigentlich schade, denn diese "große komische Oper" hat durchaus Qualitäten. Das beweist die Koproduktion des Staatstheaters am Gärtnerplatz und der Bayrischen Theaterakademie August Everding.

Schauplatz der Oper ist Palermo zur Faschingszeit. Friedrich, Statthalter des Königs von Sizilien, versucht dem wollüstigen Treiben der Bevölkerung Einhalt zu gebieten. Maskeraden und außereheliches Liebesleben sollen mit dem Tod bestraft werden.

Claus Guth (Regie) und Christian Schmidt (Bühne und Kostüme) setzten diese lustfeindlich-ironische Thematik in einem spartanischen Bühnenbild um. Zwangsneurotiker hätten bei der Aufstellung des Bühnenbildes im ersten Akt ihre helle Freude gehabt. Eine peinlich genaue Anordnung von Holzwürfeln beherrschte die Szenerie. Den Kontrast dazu bildeten die bunten Gestalten aus dem "Struwwelpeter", die sich in dieser einengenden Ordnung bewegten. Erst als Friedrich selbst zum Opfer seiner Gefühle für die leidenschaftliche Nonne Isabella wurde (2. Akt) löste sich das System im Chaos auf. Zu erleben war ein insgesamt schlüssiges Bühnenkonzept mit Witz und Liebe zum Detail.

Nicht nur das Herz Friedrichs, sondern auch das des Publikums konnte Janice Dixon in der Rolle der Isabella erobern. Sie war eindeutig der Star des Abends. Sie bot Klangfülle und -schönheit in allen Lagen, differenzierte Gestaltung und Interpretation. Bravorufe aus dem Publikum honorierten diese hochkarätige Leistung. Überzeugen konnte auch Scott MacAllister (Luzio) mit heldischem Tenor. Trotz Ansage war von seiner Indisposition nichts zu bemerken. Aufhorchen ließ der leuchtende Sopran von Ruth Ingeborg Ohlmann (Mariana). Abstriche musste man hingegen bei Wolfgang Schwaninger (Claudio) und Thomas Gazheli (Friedrich) machen. Thomas Gazheli wünscht man die Einsicht, dass weniger oft mehr ist - stimmlich wie auch darstellerisch. Ansonsten gab es durchweg solide Leistungen des Ensembles.

Der Chor glänzte durch Frische und Spielfreude und das Orchester präsentierte sich klangvoll unter der Leitung von Ekkehard Klemm. Lediglich für die Sänger mit kleinerem Stimmvolumen hätte man sich etwas mehr Zurückhaltung des mächtigen Orchesterapparats gewünscht.

Anhaltender Schlussapplaus belohnte diese gelungene Produktion im Prinzregententheater. (ecd)






Fotos: © Ida Zenna