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Fakten zur Aufführung 

FEUERSNOT
(Richard Strauss)
18. Mai 2003


Staatstheater am Gärtnerplatz (Prinzregententheater München)




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München leuchtet

Strauss' zweite Oper sollte ein Angriff auf die Münchner Verhältnisse sein, die Spießbürgerlichkeit, den Biersumpf allüberall. München aber fühlt sich bis heute eher geschmeichelt; fünf Neuinszenierungen erlebte das Werk, das andernorts noch immer einer Erstaufführung harrt.

Eine überdimensionale Glühbirne erleuchtet München in der Inszenierung von Hellmuth Matiasek und dem Bühnenbild von Heinz Hauser, der kubistische Formen und raffinierte Spiegelwirkungen verwendet, in denen die Malerei eines Lyonel Feininger widerscheint.

Matiasek transportiert die Geschichte des von der Gesellschaft krumm beäugten Sonderlings Kunrad in die Strauss-Zeit, identifiziert Kunrad mit Strauss selbst, was naheliegend ist. Feuersnot wird seine Tagtraumvision, seine Möchtegern-Wirkung in München, seine Wagner-Emanzipation. Die gefloppte Oper Guntram, die noch ganz dem Bayreuther Meister huldigt, wird im Laufe der Oper zum Opfer seiner eigenen Entwicklung. Die Noten werden verbrannt, zerstreut, zerknüllt.

Die musikalische Wagnerparodie Strauss' koppelt Matiasek oft plump mit einer szenischen Groteske aus Meistersinger-, Ring-, Holländerzitaten. Die Massenszenen, in denen die Jahrhundertwende-Kostüme von Zwinki Jeannée wunderbar zur Geltung kommen, sind von großem Reiz, die Monologe und Dialoge wirken eher uninspiriert und langatmig, die reizvolle Groteske wurde hier nicht gewagt und der Konventionalität hintangestellt.

Problematisch erweist sich die vollkommene Unverständlichkeit des Textes der Hauptpersonen. Der Bariton von Thomas Gazheli (Kunrad) hat eine sehr schöne Farbe, intoniert aber gelegentlich eng und arm an Schattierungen. Zudem agiert er ziemlich steif. Diemut, seine emotional und sexuell begehrte Mischung aus Loreley und Rapunzel wird von Nicola Beller-Carbone mit strahlendem Sopran gesungen und mit Sexappeal dargestellt. Darumherum tummelt sich der hervorragend aufgelegte Kinderchor von Franz Frank, drei erotische Pseudorheintöchter und mit Christoph Stephinger ein gestandener Bürgermeister.

Im Orchester entwickelt David Stahl bereits den typischen Strausston eines Rosenkavalier, arbeitet die Wagneranspielungen klar heraus und füllt mit der geballten Wucht der großen Chorszenen beeindruckend den Saal.

Das Publikum war begeistert. Ovationen für alle Beteiligten, gerade auch für das Regieteam, das in München nicht selten mit einem Buhsturm überzogen wird. (tv)




Fotos: © Johannes Seyerlein