Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

DER CORREGIDOR
(Hugo Wolf)
2. Mai 2003 (einmalige konzertante Aufführung)


Staatstheater am Gärtnerplatz (München)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

---

Bühne

---

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Tragisch

"Allzu lange Zeit stand unser Orchester im Schatten der Bühne, musizierte Abend für Abend im Orchestergraben sozusagen anonym. Es ist mein ersehntes Ziel, dass wir in den nächsten Jahren fortsetzen werden, was wir bereits erfolgreich begonnen haben: das Orchester in den Mittelpunkt zu rücken und dem Publikum in München - und darüber hinaus - zu zeigen, was für ein phantastisches Orchester wir haben." - so David Stahl, Chefdirigent des Staatstheaters am Gärtnerplatz.

Passend dazu die Tradition des Hauses, neben dem üblichen Spielbetrieb einzelne Werke des Musiktheaters in konzertanter Form zu präsentieren. Sänger und Orchester sind gleichberechtigt nicht nur akustisch, sondern auch optisch präsent - vom Auftritts- bis zum Schlussapplaus. Daneben gibt ein solcher Abend Gelegenheit, Werke zu präsentieren, die im gängigen Repertoire selten anzutreffen sind - etwa weil ihre musikalische Wertschätzung die Bühnenwirksamkeit zu übersteigen scheint.

Als ein Beispiel hierfür kann "Der Corregidor" gelten, die einzige vollendete Oper des im Wesentlichen als Liedkomponisten bekannten Hugo Wolf. Von zwei ursprünglich geplanten Aufführungen musste der erste Termin im April entfallen und so bleibt es bei der einmaligen Darbietung im Herkulessaal der Residenz mit der Besonderheit für München, dass 100. Todesjahr des Komponisten und 100. Jahr der Münchner Erstaufführung zusammenfallen.

Die Oper selbst war ursprünglich als komische Oper, orientiert an Wagners "Meistersingern", geplant worden. Doch in seiner Vertonung absorbierte Wolf viele komische Momente des Librettos zugunsten der musikalischen Zeichnung des Tragischen, wie es das Bühnenpersonal erlebt; das Attribut komisch im Titel wurde eliminiert. Eben diese Tendenz wird durch die konzertante Aufführung noch verstärkt, die naturgemäß ohnehin die Musik unangefochten in den Mittelpunkt des Abends stellt.

David Stahl leitet sein Orchester mit viel Energie und bildet den bewegten Mittelpunkt des Abends. Seinem engagierten Dirigat folgend, steigern die Musiker den dynamischen Ausdruck oft raumfüllend, so dass Solisten und auch Chor zeitweise unterzugehen drohen.

Besetzt ist durchweg mit hauseigenen Kräften und man merkt den Sängern die dominierende Profession - Sänger-Darsteller - an. Besonders Gary L. Martin als Tio Lukas singt gerne zu den szenisch anzusprechenden Kollegen, wodurch gerade zu Beginn die Verständlichkeit seiner differenzierten musikalischen Gestaltung zu leiden hatte. Ähnliches gilt auch für die Sänger der anderen Hauptpartien - Wolfgang Schwaninger in der Titelrolle und Alexandra Petersamer als dramatische Frasquita, die fehlende Szene auf reizende Weise in ihre Mimik verlegte. Die Donna Mercedes von Elaine Ortiz-Arandes bietet mit der Wärme ihrer Stimme einen schönen Gegensatz zu ihrem Mann, dem Corregidor.

Am Ende einige Bravi für die Hauptpartien und das Orchester, breiter Applaus für den Rest des Ensembles und Blumen für alle; das Publikum ist hörbar zufrieden mit dem Abend. (brs)