Fundus   Kommentar    Backstage     Medien     Medientipps     Kontakt     Impressum    Wir über uns  
   Dossier    Kleinanzeigen     Links     Facebook     Partner von DuMont Reiseverlag  
     

Fakten zur Aufführung 

CATONE IN UTICA
(Giovanni B. Ferrandini)
12. Oktober 2003


Staatstheater am Gärtnerplatz im Cuvilliéstheater München



Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

Bühne

Publikum

Chat-Faktor


Rezensionen-Archiv

Aufführungen nach Name
Aufführungen nach Ort


 
 

zurück       Leserbrief

Zum Geburtstag mal was Altes

Kürzlich wurde das neue Opernhaus Erfurt mit einer Uraufführung eröffnet. Das war durchaus ungewöhnlich, werden doch Theater meist mit Freischützen, Fidelios oder Don Giovannis ihrer Funktion übergeben. Als am 12. Oktober vor 250 Jahren das Münchner Cuvilliéstheater im Rokokoglanz eingeweiht wurde, bestand kein Zweifel daran, dass eine ganz neue Oper aufgeführt werden sollte. Diese Novität war Giovanni Battista Ferrandinis ,Catone in Utica' auf ein Libretto von Metastasio; wie fast alle Opern der Zeit eine situationsbezogene Eintagsfliege.

Das Jubiläum, welches das Theater in einem kurzen Festakt mit dem bayerischen Finanzminister Kurt Faltlhauser beging, haucht dieser Oper nun neues Leben ein. Wie so oft bei Barockopern klingt die Handlung nach ,Denver Clan': Cato und Cäsar ringen um die Macht. Marzia, Catos Tochter, liebt aber dummerweise Cäsar, was den Kampf verkompliziert. Fehlen noch Emilia, die rachsüchtige Frau des Cäsaropfers Pompeius und Arbace ein numidischer Möchtegernehemann für Marzia, um alles zu verwirren. Am Ende ist der prinzipientreue Cato suizidiert, Marzia Cäsar beleidigt, Emilia verbittert und Arbace immer noch allein.

Die Chance, dieses unbekannte Werk nun auf seine szenische Flexibilität abzuklopfen, wurde verschenkt. Die Regie von Peer Boysen bleibt halbszenisch. Sechs Throne in einer Reihe, dahinter ansteigend die schwarze Orchestertribüne, beiderseits einer Art Showtreppe, deren Verlängerung in den Zuschauerraum als Steg ausläuft, bilden die Bühne von Ulrike Schlemm. Kommt noch Kleidung unserer Tage hinzu, drängt sich der Gedanke an eine Talkshow auf. Worte und Namen der Personen werden als deutsche Übertitel über jedem Platz eingeblendet. Der Zuschauer kann wie im Fernsehen Voyeur spielen, wenn immer mal wieder aufeinander losgegangen wird und seelische Abgründe in langen Monologen (Arien) offensichtlich werden.

Im Verlauf entwickelt sich diese abstrakte Konstellation aber zu einer Art arg pathetischem Rollenspiel mit naturalistischen Elementen, die als Zugeständnis an die "tatsächliche" Handlung banal wirken. Cato schwingt das Fernglas, Emilia das Messer, Cäsar den Lorbeerkranz, die Throne werden zu Barrikaden. Das Ergebnis ist wenig erhellend und visuell ermüdend. Ferrandinis Musik hingegen ist eifrig und feurig. Doch irgendwann rauschen die nicht wenigen hochvirtuosen Plattitüden einfach vorüber. Freilich Aufhorchen ist immer wieder geboten, gerade auch in den lebendig gestalteten Rezitativen.

Kobie van Rensburg (Cato), Simone Schneider (Marzia) und Sandra Moon (Emilia) zeichnete ein hohes Maß an Ausdrucksdichte und vielseitiger Gestaltung der Arien aus, wenngleich sich Rensburg bisweilen fest sang. Die Stimmen von Cäsar und Arbace sind Geschmackssache. Während der Altus Johnny Maldonado (Arbace) noch mit einigermaßen ausgewogenem, schönem, auch sattem Timbre sang, klang der Sopranist Robert Crowe in den Kapriolen der Zeter- und Mordioarien nur noch laut, schrill und quälend schneidend. Christoph Hammer dirigierte mit furiosem Elan und befeuerte die Partitur gewinnbringend.

Die neue Hofkapelle München klang dementsprechend nicht nach Ehrenrettung, sondern farbig und nach vollem Einsatz, was in den Naturhörnern schon mal daneben gehen konnte.

Publikumskritik ließ sich an diesem Feier-Abend natürlich keine hören. (tv)






Fotos: © Johannes Seyerlein