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Fakten zur Aufführung 

ARIADNE AUF NAXOS
(Richard Strauss)
30. Juli 2008

Prinzregententheater München
Münchner Opernfestspiele


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Tanzen und Singen taugen!


Ballettprobe bei erleuchtetem Zuschauerraum, Workshop-Atmosphäre – bin ich im richtigen Stück? Das ist der erste Eindruck beim Betreten des Münchner Prinzregententheaters, nachdem man die Kartensuchenden draußen mit einem Gefühl von Privilegiertheit passiert hat.
Robert Carsen zeigt zunächst einmal, wie es zugeht am Theater. Zeigt die Welt, die hinter dem roten Samtvorhang sonst verborgen bleibt und findet für die von Strauss schon so genau gezeichneten Charaktere vom Mäzen bis hin zur Putzfrau die zeitgemäß entsprechenden Figuren. Theater im Theater: Künstler und Geldgeber, alles Menschen mit Sendungsbewusstsein und Geltungsbedürfnis.
Außerdem wird im Vorspiel der Zuschauerraum fleißig mitbespielt, geht das Saallicht lange gar nicht aus, sodass die Atmosphäre bewusst locker bleibt. Umso beeindruckender gelingt Daniela Sindrams Porträt des hochemotionalen Komponisten, der um sein Werk bangen muss und mit den grausamen Bedingungen des Musikgeschäftes konfrontiert wird.
Die Komödiantentruppe um Diana Damraus perfekte Zerbinetta-Verkörperung darf alle Spaß-Register ziehen und das Kleinkunstmilieu karikieren. Adrianne Pieczonka kann als Primadonna angenehm natürlich bleiben, und auch das Opernballett spielt seine Rolle in dieser lebensechten Ariadne-Produktion genau nach Hofmannsthals Zitat: „ sie wissen zu überzeugen, denn sie spielen immer nur sich selbst“.
Wenn die Bühne zur „wüsten Insel“ wird, fügen sich die Solisten in ein perfekt choreografiertes Ballettensemble ein: in schwarzen langen Gewändern mit einheitlicher brünetter Langhaarperücke sind die Darsteller im Fokus der Inszenierung, denn die Bühne bleibt schlicht: ein schwarzer Raum.
Carsen greift zum beliebten und immer wieder komischen Männerballett-Auftritt, wenn die Komödiantentruppe in Ariadnes berührend gestalteten Monolog eingreift und kann so mit sehr feinen Mitteln die Gratwanderung zwischen Klamauk und Kunst bewältigen. Das tänzerische Element zieht sich konsequent durch die Inszenierung, und Carsen hat glücklicherweise extrem bewegungsfreudige und –fähige Solisten zur Verfügung. Diana Damraus große Zerbinetta-Szene gerät zum Paradebeispiel für die optimale Umsetzung szenisch wie musikalisch: Keine Koloratur ohne Bedeutung, Erotik, Witz und Perfektion lassen das Publikum toben.
Die sängerischen Leistungen lassen bis in die kleineren Partien hinein keine Wünsche offen, Kent Nagano und das Bayerische Staatsorchester liefern der spritzigen, mitreißenden Szene das musikalische Pendant mit Schwung, Sentiment und Pathos an den richtigen Stellen. Der Schlussgesang Bacchus-Ariadne mit einem hervorragenden Burkhard Fritz als unangestrengten Bacchus und der mädchenhaft-strahlkräftigen Adrianne Pieczonka begibt sich inhaltlich, szenisch und musikalisch auf eine höhere Ebene und hinterlässt ein überglückliches Publikum, das sich bei allen Protagonisten mit Ovationen und Fußgetrappel bedankt.

Ingrid Franz

 









Fotos: Münchner Opernfestspiele