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Fakten zur Aufführung 

PARSIFAL
(Richard Wagner)
23. März 2008
(Premiere: 1. Juli 1995)

Bayerische Staatsoper München


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Osterweih-festlich gespielt

Alle Jahre wieder zur Osterzeit gibt es in München Wagners „Bühnenweihfestspiel“ zu erleben. Seit 13 Jahren nun in der allmählich legendär werdenden Inszenierung Peter Konwitschnys mit dem großartigen Bühnenbild von Johannes Leiacker. Natürlich immer in wechselnden Besetzungen, daher ohnehin schon immer wieder spannend.
Erstmals dirigierte Kent Nagano heuer diesen Parsifal - ein Erlebnis, denn so extrem meditativ der erste Akt von Nagano mit dem Staatsorchester gewoben wurde, so dramatisch furios und doch nie überwuchtig riss der zweite Akt das Publikum mit. Die große Spannung konnte auch im dritten Akt gehalten werden, und so geriet dieser Ostersonntags-Parsifal zu einer Sternstunde für alle Beteiligten.
Das großartige Solistenensemble wurde angeführt vom unverwüstlichen Kurt Rydl als äußerst präsentem Gurnemanz, die Ensemblemitglieder Michael Volle als Amfortas und Steven Humes als Titurel machten dem Haus alle Ehre. Lioba Brauns Kundry überzeugte mit einer stimmlich zarten und darstellerisch expressiven Rollenverkörperung und Nikolai Schukoff war der perfekte Naturbursche Parsifal: ein starker Darsteller, der jugendliche Frische mit stimmlicher Mühelosigkeit vereinen kann. John Wegner gab einen dämonisch-souveränen Klingsor, und es muss den Herren Solisten wirklich hoch angerechnet werden, dass sie auch im blutigen Lendenschurz und mit nacktem Oberkörper stets eine gute Figur im Sinne der Regie abgaben.
Konwitschny hat sich stark auf seine Protagonisten konzentriert. Die schlichte, aber extrem wirkungsvolle Raumgestaltung Leiackers macht das möglich. Der kahle Baumstamm, aus dem im ersten Akt als „Gral“ die heilige Jungfrau erscheint und der sich mit genialen Licht und Bühneneffekten im zweiten Akt in Klingsors Zauberwald verwandelt reicht aus, um den „Raum zur Zeit“ werden zu lassen.
Der perfekt singende und agierende Männerchor verkörpert keine strahlenden Ritter, sondern eher die Endzeitmenschen, die unter der Erde hausen und auf Erlösung warten. Die Blumenmädchen sind die einsamen Hausfrauen im Babydoll, deren Männer in den Kampf gezogen sind. Konwitschny lässt die Erlösung durch Parsifal nicht zum kitschigen Happy End werden, Dunkelheit und Verzweiflung bleiben die Grundstimmung auch am Ende der Oper, lediglich ein weißes Blatt Papier mit einer gemalten Taube über Kundrys Leiche ist die letzte Lichtquelle auf der Bühne bevor der Vorhang fällt.
Die Solisten, Dirigent, Chor und Orchester erhalten allesamt den wohlverdienten frenetischen, mit Bravorufen gespickten Applaus.

Ingrid Franz

 

 






Fotos: Bayerische Staatsoper