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Fakten zur Aufführung 

DIDO UND AENEAS
(Henry Purcell)
ERWARTUNG
(Arnold Schönberg)
21. Februar 2008
(Premiere: 20. Mai 2007, Krefeld)

Theater Mönchengladbach


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„Frauenliebe“ – Leidend

1689 Purcell, 1924 Schönberg -- das „passt“, das vermittelt ewig-menschliche existenzielle Fragen, das zeigt Frauen-Liebe in extremer Enttäuschung. Und wenn so stilsicher musiziert und gesungen wird wie in Mönchengladbach, dann „passen“ auch die „klanglichen“ essentials.

Kerstin Brix singt Schönbergs „Frau“ mit existenzieller Kraft – kommuniziert totale Hingabe und Verzweiflung mit darstellerischer Leidenschaft und mit hinreißender stimmlicher Kompetenz. Ihr eher tief gegründeter Mezzo ist phänomenal wandlungsfähig, steigert sich zu dramatischen Höhen, vergeht in sensibel-klangreinen Piani und artikuliert zudem beglückend klangrein. Uta Christina Georg ist eine stolze Dido, vermittelt ihr Leiden an der betrogenen Liebe mit sensibler Kraft, variiert ihre ausdrucksvolle Stimme von lyrischen Klängen zu eruptiven Ausbrüchen. Mit Janet Bartolova ist eine souverän phrasierende Zauberin zu hören; mit Jeannette Wernecke präsentiert sich eine stimmlich und darstellerisch ungemein agile Belinda. Hans-Jürgen Schöpflin gibt dem Aeneas kernig-ausdrucksvollen Charakter, ist in der „Erwartung“ der geduldig mitspielende tote Geliebte – Hochachtung für diese Selbstentäußerung!

Ungeteilte Hochachtung auch für das Krefeld-Mönchengladbacher Ensemble – und Respekt vor dem spielfreudig-ausdrucksvollen Chor (Leitung Heinz Klaus).

Graham Jackson gelingt mit den perfekt aufspielenden Niederrheinischen Sinfonikern eine rhythmisch und harmonisch adäquate Interpretation der Purcell-Musik (wenn auch bisweilen ein wenig zu „glatt“), lässt die Nuancen der Schönbergschen Zwölftöner in ihrer Expressivität hörbar werden und bleibt mit der Bühne in interpretationssicherer Balance!

Auf einer geometrisch konstruierten Bühne wie ein Palast-Foyer mit hebenden und versenkbaren Wand-Elementen (Andreas Jander) lässt Christian Tombeil die „Erwartung“ in das Ende des Purcell-Dramas übergehen: Schönbergs „Frau“ ersticht als Didos Schatten den Aeneas, um sich dann in der „Erwartung“ um den Leichnam zu bemühen, wie es ansonsten nur der Salome mit Jochanaans Kopf zugestanden wird. Da wird die Dekonstruktion zur Regie-Attitüde, da wird Schönbergs Meisterwerk zur Coda degradiert, da stimmen die emotionalen Beziehungen nicht – und da entpuppt sich das so verheißungsvoll eingeleitete Spiel im Spiel als bloßer Effekt ohne tiefergehende Bedeutung.

Im Rheydter Theater versammelt sich ein hochmotiviertes Publikum; das Haus ist nicht voll besetzt, doch wer kommt, weiß was ihn erwartet - folgt konzentriert, lässt sich auch nicht durch eine deplazierte Pause ablenken und dankt mit langem, intensivem Applaus. (frs)

 

 








Fotos: Matthias Stutte