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Fakten zur Aufführung 

TANNHÄUSER
(Richard Wagner)
21. Oktober 2005 (Premiere)

Stadttheater Minden

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Wagner-Euphorie

Große Oper erfolgreich präsentiert als lokal-theatrale Kraftanstrengung: das ist in Minden zu erleben! Keith Warner inszeniert den Tannhäuser als open work der Pariser Fassung mit der ambivalenten Gegenüberstellung der Welten des Landgrafs und der Venus. Er intendiert die „Kontrapunkte des Lebens zu hinterfragen“, reduziert die Handlung auf wenige Positionen und Gesten.

Jason Southgates Bühne lebt von verschiebbaren Wandelelementen, Treppen zum Proszenium und Versenkungen in den Orchestergraben, auf dem gespielt wird, während das Orchester hinter lichtveränderter Folie auf der Bühne positioniert ist.

Stimmlich präsentiert sich ein Ensemble auf höchstem Niveau: Anne Schwanewilms ist eine Elisabeth mit luzider Klarheit, voller Emotion und warmer Intensität, berückend-klangvollen Passagen, die auch in den exponierten Höhen phantastisch geschmeidig phrasiert. John Charles Pierce ist ein Tannhäuser mit einem imaginierend zwischen Leidenschaft und Demut wechselnden Duktus: hart in der Intonation, flexibel in der Phrasierung. Der Wolfram Heiko Trinsingers besticht durch melodisch-fließenden Bariton, Andreas Hörl gibt den Landgrafen mit profunder Artikulation und das gesamte Ensemble überzeugt durch sängerische Qualität.

Die Nordwestdeutsche Philharmonie – sozusagen das „Hausorchester“ aus Herford – schwankt zwischen intensiv-präzisen Phasen (Ouvertüre!) und brachialen Finali. Frank Beermann fehlt da die Kraft, das bisweilen ungestüme Orchester zu disziplinieren.

Für die Spezifik der ungewöhnlichen Location hervorzuheben: die Beteiligung des Opernchors der Richard Wagner Gesellschaft Sofia als stimmkräftiger Chor aus dem Off und des Tanzprojekts eines örtlichen Gymnasiums.

Bei der Premiere (Schirmherr Wolfgang Wagner) feierte die Mindener Society im intimen Mindener Jugendstil-Theater das Mindener Großereignis mit orkanartigem Applaus. Man fragt sich, weshalb das ensemblefreie Mindener Stadttheater auf die Tradition der Gastspiele aus Detmold und Bielefeld verzichtet. (frs)


Fotos: © Stadttheater Minden