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Fakten zur Aufführung 

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
(Richard Wagner)
7. Februar 2007 (Generalprobe)
(Premiere: 9.2.2007)

Südthüringisches Staatstheater
Meiningen

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Ganz in Weiß

Gottfried Pilz reduziert Bühne und Regie auf optische und handlungstragende Grundelemente: alle Personen in Weiß, kalkuliert statisch in ihren Bewegungen. Das sind Reduktionen komplexer Beziehungen, das sind kommunikative Verbindungen zwischen intentional bewusst agierenden Personen. Leere Bilderrahmen sind Zeichen vergeblicher Hoffnungen, am Ende finden Senta und der Holländer - beides Außenseiter - zusammen, bedrohend umgeben von Seeleuten und ihren Frauen, allein Erik (der Jäger) steht allein.

Dies alternativlose Geschehen lässt sich als individuell-psychischer Sog erklären, ist aber in weitergehendem Verständnis als nachhaltige Exemplifikation der Luhmannschen Systemvorstellungen zu begreifen: Da entstehen die Beziehungen (Systeme) aus sich selbst, da geht es um die Abschirmung von zerstörerischen Kräften aus der „Umwelt“, und da überlebt die selbstreferentiell – starke Beziehung Senta-Holländer. Auf alle Fälle: Es sind die kommunikativen Beziehungen zwischen den Akteuren, die den Ablauf bestimmen.

Die Bühne - ein weißes Halbrund mit Öffnungen - verstärkt den permanenten Eindruck des Antagonismus von „System“ und „Umwelt“ und korrespondiert durchaus mit den Wagnerischen Vorstellungen von „Erlösung“ und ihren Verhinderungen. Gottfried Pilz gelingt es jedenfalls, mit konsonanten Vorstellungen von Bühne und Aktion, ein nachdenkenswertes Angebot zum Antagonismus von individuellen Wünschen und gesellschaftlichen Zwängen zu präsentieren.

In der Generalprobe bietet Dominik Nekel einen stimmkräftig-variablen Daland; Bettine Kampp ist eine distanziert-dramatisierende Senta, mit klaren Spitzen; Wilhelm Eyberg von Wertenegg verleiht dem Holländer viel dramatische Verve; Hans-Georg Priese ist ein stimmlich überzeugender Erik; Ute Dähne als Mary und Joel Montero als Steuermann vervollständigen ein erfreulich stimm-kompetentes Meininger Ensemble. Chor und Extrachor vermitteln verinnerlichten Wagner-Klang.

Das erprobte Orchester des Meininger Theaters beweist unter Alan Buribayev viel Verständnis für die Sänger-Situation, das dezidiert-abstrakte Regiekonzept und die Prinzipien Wagnerischer Kompositionskunst .

Zur Generalprobe belegen viele Zuhörer den 1.Rang des traditionsreichen Hauses - die Zustimmung ist einhellig. Die Unterstützung der großen Oper in der Kleinstadt ohne Hinterland ist bewundernswert! (frs)

PS. In der Premiere singen Elizabeth Hagedorn die Senta und Erdem Baydar den Holländer.


Fotos: Karen Stuke