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Fakten zur Aufführung 

IL TROVATORE
(Giuseppe Verdi)
23. Juli 2007

Nationaltheater Mannheim

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Musik

Gesang

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Suggestive Momente

Il Trovatore konzertant – das entspricht durchaus Aufbau und Inhalt des musikalischen Meisterwerks. Geht es doch in deutlich getrennten Episoden um absolute Leidenschaften.

In der Mannheimer Oper fasziniert ein emotional kraftvoll-sensibles Sänger-Ensemble mit suggestiven Momenten archetypischer Gefühlsausbrüche. Auch darstellerisch auf Glaubwürdigkeit bedacht, ist Galina Shesterneva eine Leonora voll flammender Leidenschaften: bewundernswert ihr Legato auch in den forte-Passagen, bewegend ihre piano-Kunst mit aller Hingabe. Mikel Dean gibt dem Luna die volle Kraft eines voluminösen Baritons, belegt die Opern-Weisheit „Das Böse hat die schönsten Lieder“ mit Bravour. Yanyu Guos Azucena ist stimmlich ein Muster mütterlicher Liebe, von ungehemmtem Hass und geheimnisvollen Antrieben – absolut ausdrucksstark in den mörderischen Ausbrüchen, bewusst zurückhaltend in den Phasen der Selbstzweifel. Mit Mikhael Agafonov ist ein Manrico zu hören, der alles verkörpert, was die Vorstellungen eines extraordinären Verdi-Tenors ausmacht; bei aller Durchschlagskraft in den totalen Höhen verfügt er auch über sensible spinto-italianita und lässt die zeitliche Nähe des Trovatore zum Belcanto einfühlsam-virtuos hörbar werden. Mit den zuverlässigen Taras Konoshchenko als Ferrando und Sibylle Booz als Ines wird das Ensemble vervollständigt – und dem jungen Dong Seok Im gelingt ein stimmlich schöner Kurzauftritt als Ruiz.

Peter Sommer dirigiert das Orchester des Nationaltheaters Mannheim über weite Strecken zu einem sensiblen Verdi-Klang, doch übernehmen immer wieder lautstarke Bläser, schrille Flöten und donnerndes Schlagzeug die Vorherrschaft. Das ist besonders deshalb zu bedauern, weil das auch Auswirkungen für die Sänger hat – welche Chance hat die menschliche Stimme schon gegen ein tosendes Orchester? Und wo bleiben die subtilen Gefühle?

Vom Ablauf her ergibt sich das nervende procedere eines Arien-Abends. Vor und nach und vor und nach jedem Auftritt Begrüßungs-Applaus und Verabschiedungs-Applaus. Dazu: Außer der Shesterneva – und mit Ausnahmen Mikel Dean – stehen die Sänger stoisch vor ihren Pulten - und singen vom Blatt!? Verstehe das wer will.

Und die räumliche Konstellation ist ästhetisch erschütternd. Das Orchester sitzt unsichtbar tief im Graben; an der Rampe die Notenständer für die Solisten; dahinter der Chor, auf grauen Plastik-Sitzgelegenheiten, aufgebaut wie bei einer x-beliebigen Schützen-Ehrung.

Regie und Bühne werden auf dem Besetzungszettel nicht ausgewiesen – aber man sollte sich da mal Gedanken machen, um der Kunst willen.

Das Mannheimer Publikum goutiert das großartige Singen „seiner“ Stars und feiert sie mit großer Begeisterung. Eine konzertante Aufführung wird offenbar nicht als reduziertes Angebot begriffen. (frs)