Highlights
Loriots Vier-Stunden-Ring ist eine Erfindung des damaligen Mannheimer Intendanten Klaus Schultz in den 90er Jahren. Er liest auch bei der Wiederaufnahme vornehm-distinguiert den ironisch-interpretierenden Loriot-Text.
Die ausgewählten Passagen sind inhaltlich-musikalische highlights des monumentalen Werks, lassen das Drama vom Untergang der Götter und der Welt mit Gesang und Musik als Epos nachvollziehbar werden.
In Mannheim überzeugt dabei ein 16-köpfiges Ensemble mit stimmlicher Kompetenz und – soweit bei konzertanten Präsentationen möglich – mit darstellerischer Intensität - vor allem mit Leidenschaft für den Gesang! Man muss alle Beteiligten um Vergebung für die folgende, nur scheinbar bloß registrierende Auflistung bitten. Stefan Vinke gibt dem Siegmund und Siegfried emotional-kraftvolle Charaktere; Caroline Whisnants Brünnhilde strahlt unbändiges weibliches Selbstbewusstsein aus; Tomas Konieczny verleiht dem Wotan das ambivalente Flair des scheiternden Allgewaltigen; Susan MacLean verleiht der Fricka überzeugende Argumentationskraft und ist eine intensiv warnende Waltraute; Uwe Eikötter überzeugt als hinterlistiger Mime; Mihael Mihaylovs Hagen ist gebremste Brutalität pur; Karsten Mewes charakterisiert einen frustriert-gewalttätigen Alberich; Peter Parsch präsentiert einen durchaus ich-starken Gunter; und Janice Dixon fasziniert mit stimmlicher Brillanz als liebende Sieglinde. Die Rheintöchter – Marina Ivanova, Heike Gierhardt, Ludmila Slepneva -, die Walküren – Andrea Szanto, Heike Theresa Terjung, Yvonne Schiffelers, Marie-Belle Sandis: sie demonstrieren emotionales Zusammen-Singen in Perfektion (und das bei einer konzertanten Aufführung!).
Das Orchester des Nationaltheaters Mannheim ist hörbar wagner-erfahren, kommt mit den ständigen Unterbrechungen durch die Loriot-Texte und erneuten Ansätzen routiniert zurecht, lässt sich vom permanent präsenten Axel Kober zu intensivem Spiel leiten – gerät aber doch immer wieder in Versuchung, die fortissimi und tutti als donnernde Geräuschkulisse zu vermitteln.
Und das in Übereinstimmung mit dem weitgehend wagner-kundigen Publikum, das offenbar auf die eruptiven Klang-Ausbrüche wartet und umso heftiger applaudiert, je martialischer gesangliche und orchestrale Höchstleistungen das Kommando übernehmen. An diesem Abend zeigt sich – bei aller Kompetenz der künstlerischen Autonomie – der kommunikative Zusammenhang zwischen Bühne und Auditorium. Deutlich wird aber auch: Es gibt eine tief-intensive Beziehung des traditionsbewussten Mannheimer Publikums mit „seinem“ Theater!
Diese Vertrautheit macht auch wohl ein informatives Programmheft überflüssig – bloß ein hektografierter Besetzungszettel wird gereicht. (frs)
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