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Fakten zur Aufführung 

DER FLIEGENDE HOLLÄNER
(Richard Wagner)
12. Oktober 2002


Nationaltheater Mannheim


SENTAS TRAUM


Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Die eher sterile Bühne mit Holländer-Boot am kreisenden Kran und Öffnungen für die Drehbühne und wehenden Vorhängen von Johannes Schütz lässt kaum intensive Assoziationen zu.

Stein Winges Regie-Idee stellt Senta in den Mittelpunkt: sie erlebt den "Ehe-Vertrag" ihres Vaters Daland mit Erik, träumt von einem exzentrischen Geliebten ,,phantasmagoritisiert" ihn aber als Zwitterwesen von Mythos und (besserem) Alltag, findet sich am Ende geopfert in traditionell-abhängiger Ehe mit dem dumpfen Erik; der Mythos wird entzaubert, ohne ihn zu dekonstruieren.

Für ein ambitioniertes Haus wie das Mannheimer irritiert die eigentümliche stimmliche Besetzung: Kathleen Broderick forciert permanent, deklamiert lauthals, lässt keine Differenzierungen hören. Tomasz Koncieszny hat als Daland Probleme mit der Intonation, knödelt und gelingt nur in forcierten Anstrengungen zu souveräner Stimme; der Holländer Thomas Jesathos ist darstellerisch eine statische Ikone, stimmlich wunderbar ausgeglichen, aber ohne jede dramatische Aggressivität; dem spießigen Erik von Stefan Vinke fehlt tenoraler Glanz - eine Besetzung von Hannelore Bade als Mary grenzt bei aller Wertschätzung der Sängerin an stimmliche Überforderung.

Das wunderbare Nationaltheater-Orchester Mannheim unter Enrico Divico beweist seine Wagner-Kompetenz: dynamik-orientiert, opulent schwelgend, piani zelebrierend, verblüffend perfekt im Blech, die Regie-Intention verstärkend und dazu animierend für die Rollenkonzeption der Solisten.

Das offenbar gutwillige Mannheimer Publikum begreift nicht die Traum-Konzeption (warum, um Gottes Willen, wandelt sich die "reale Senta" nicht in eine "irreale Ballerina"?), tuschelt und applaudiert eventgemäß. (frs)