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Fakten zur Aufführung 

DIE FRAU OHNE SCHATTEN
(Richard Strauss)
19. Juli 2007
(Premiere: 17.3.07)

Nationaltheater Mannheim

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"Bild und Märchen"

Zwei Faktoren bgründen den großen Erfolg der Frau ohne Schatten in Mannheim: Da ist zum einen die Bühnen-Bildwelt von Sandra Meurer, zwei riesige Rahmen und große Fläche, die sich heben und senken, sich drehen lassen und in imaginatives Licht (Bernard Häusermann) gesetzt werden. Und da ist zum anderen das Vertrauen Gregor Horres’ in Hofmannsthals Bestehen auf die Wirkung von „Bildern und Märchen“. Nicht zu vergessen ein großartiges Mannheimer Publikum, das sich offen auf Unbekanntes, sich nicht simpel Erschließendes hingebungsvoll einlässt.

Axel Kober variiert die Straussschen Effekte mit dem Orchester des Nationaltheaters Mannheim mit viel Gespür für die elementaren Emotionen, betont die Brüche zwischen märchenhaftem Schwelgen in melancholischen Harmonien und den brachialen crescendi archaischer Katastrophen. Dabei haben die Instrumente Raum für überzeugendes Spiel – und die Solisten eine verständnisvolle Unterstützung ihrer fulminanten Bühnenpräsenz.

Das leidende Zusammentreffen von Geister- und Menschenwelt im Märchen findet in Susan Macleans Amme hinreißenden Ausdruck: stupende Stimmbeherrschung trifft auf darstellerische Kompetenz! Ludmila Slepnova interpretiert die Kaiserin auf eigene Art : zunächst eher fragend zurückhaltend, dann leidenschaftlich aufbegehrend, am Ende elegisch-hoffnungsvoll. John Horton Murrays Kaiser bleibt bei aller Klangschönheit als Charakter eindimensional; ebenso Mikel Deans Barak, lediglich baritonal-kommentierend. Caroline Whismant hat einen ungemein kraftvollen Mezzo, zeichnet damit aber eine aggrssive Färberin, ohne ihr Leiden an sich und ihrem unglücklichem Schicksal zu interpretieren.

Brüder, Geisterbote, Falke, Hüter der Schwelle, Dienerinnen, Stimmen – sie alle singen bravourös; schade, dass sie bei der Applausordnung nicht berücksichtigt werden! Ein Extra-Lob für den mutig-auftrumpfenden Kinderchor der Mannheimer Oper!

Das alles ergibt in der betont verfremdeten Personenführung von Gregor Horres ein hochattraktives „Gesamtkunstwerk“ – lässt vor allem dem Publikum Chancen zur Konstruktion eigener Geschichten, die sich eher an Musik und Bühnengeschehen als an den artifiziell-archaisierenden Hofmannsthal-Texten orientieren. Intensive Pausengespräche und begeisterter Schlussapplaus vermitteln intensive Musiktheater-Atmosphäre in der Mannheimer Oper.

Bei aller Freiheit des „offenen Kunstwerks“ – zu dem auch die Dramaturgie beiträgt – bleibt es kurios, einen intellektuell unzulänglichen Beitrag der manisch-gesteuerten Anti-Emanze Eva Herman im Programmheft ganz unironisch in den Zusammenhang von durchaus ernsthaften Überlegungen zum Strauss/Hofmannsthal-opus zu stellen; da fehlte wohl der Einblick in die Mechanismen publizierter Kommunikation! (frs)