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Fakten zur Aufführung 

DON GIOVANNI
(Wolfgang Amadeus Mozart)
25. Juli 2007
(Premiere: 12.11.06)

Nationaltheater Mannheim

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Troglodyten

Auf der schwarzen Bühne stehen drei unterschiedlich große schwarze Kisten – fahrbar, drehbar, begehbar, einsehbar; daneben, darin, darauf gräulich gekleidete Figuren. Man fragt sich gefühlte sechseinhalb Stunden lang, wohin denn aus diesem Troglodyten-Reich die Höllenfahrt gehen soll – und erfährt in der 15. Szene (nicht der ultima scena, wie Giovanni auf eine der Türen schreibt): in eine Zelle mit alten Männern im Sauna-outfit und umgebundenen Lätzchen (Bühne und Kostüme: Raimund Bauer und Margit Koppendorfer).

Nicolas Briegers Regie leidet an der verzweifelten Suche nach einer „originellen“ Inszenierungs-Idee. Zudem werden alle Rezitative ausgespielt, was enorme Fantasie in Sachen Handlungs-Einfälle erfordert – und im tristen Ergebnis zu regelmäßigem Stillstand führt. Über peinliche, eher comedy-typische „gags“ kann man nur den Mantel des Schweigens decken.

Das Sänger-Ensemble tut sein Bestes, kann aber das inszenatorische Unglück nur stimmlich einigermaßen ausgleichen – obwohl: typengerecht ist auch die Besetzung nicht. Thomas Berau hat einen volltönend kraftvollen Bariton – dem aber der zynische Unterton des sexuell-gewalttätigen Serientäters Giovanni fehlt. Ludmila Slepneva gibt der Anna viel Emotion – doch fehlen die hochempfindsamen piani. Marie-Belle Sandis beeindruckt mit durchschlagskräftigen forte-Passagen – doch bleibt ihre Elvira zu eindimensional. Christoph Wittmanns Ottavio kann mit seinen stimmlichen Möglichkeiten wenig Charakteristisches bieten. Martin Busen und Marina Ivanova geben Masetto und Zerlina mit stimmlicher Zuverlässigkeit, ebenso wie der erfahrene Mihail Mihaylov dem Komtur seine sonore Stimme verleiht. Frank van Hove allerdings lebt seine Rolle aus, brilliert als unheilahnendes Faktotum, das zugleich Imitator und Widerborst ist, Ekelpaket und Ausweg-Suchender – dabei stimmlich mit kraftvoll-variablem Bariton und suggestiv-strömendem Legato!

Und Mozarts Musik? Sie spielt die Rolle von tönenden Inseln in einem Meer enervierender Pausen. Aber auch in vielen dieser Passagen will sich kein bezwingender Klang einstellen. Philipp Armbruster leitet das Orchester des Nationaltheaters Mannheim mit gleichförmiger Behutsamkeit , nimmt zu wenig Einfluss auf die Musiker, und mit den zu beobachtenden Kommunikations-Bemühungen lässt sich nun mal kein mozartgerechtes musikalisches Feuerwerk der Emotionen entzünden.

Das Mannheimer Publikum ist erfrischend unvoreingenommen, folgt geduldig den langen dreieinviertel Stunden, dankt den Sängern mit herzlichem Applaus. Es wäre allerdings schön, wenn man nicht von ständig kommentierenden Mit-Besuchern umgeben sein müsste. (frs)