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Fakten zur Aufführung 

FAUST
(Charles Gounod)
23. Februar 2005
(Premiere: 11.2.05)

Malmö Opera och Musikteater

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Musik

Gesang

Regie

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Die szenische Sensation

Die Bühne ein Kino; der Abspann läuft, Faust als letzter Besucher, Mephisto erscheint mit drei bizarren Gehilfen, der junge Faust – nackt – taucht auf. Dieser temporeiche, haargenau akzentuierte Start verliert nicht an Verve, steigert sich vielmehr als ein Feuerwerk szenischer Ideen fast dreieinhalb Stunden lang – ohne über das opulente Spektakel den Sinn des Dramas zu verraten. Der alte Faust: das Gefühl, der junge: das Handeln. Mephisto als „Pate“; Margarete als leidend-liebende Unschuld; Siebel als lesbisch Verliebte. Auf der Leinwand ein faszinierend changierender Wechsel von Film, Bühne und „Realität“.

Stewart Laings Regie und Bühne behalten dies Tohuwabohu unter Kontrolle, beeindruckt durch die stupende Fähigkeit zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, bisweilen zu drastisch: die hinreißende Liebeszene im 3. Akt; Valentins Fluch in Akt 4. Dazu zahlreiche Verweise auf Filme, Faust-Reminiszenzen nach Goethe und Thomas Mann – Selbstreferenz als erkenntnisleitendes Prinzip! So sieht eine Zukunft der aktuellen Oper aus, bei der manchem Traditionalisten der „philosophische Tiefgang“ fehlen wird.

Das nicht auf Oper-Konvention eingestellte Publikum – Oper spielt im schwedischen Kulturleben noch eine Nebenrolle – im ebenso ganz und gar unfeierlichen Haus mit großzügigem Foyer und weitgeschwungener Stufenlandschaft folgt dem atemraubenden Ablauf gespannt, feiert Sänger, Musiker, Tänzer mit frenetischem Applaus (aber es waren nur ca. 800 im 1600-Plätze-Haus – doch das wird sich ändern).

Guido Ajmoni-Marsan leitet das zuverlässige Malmö Operaorkester wechselnd von imaginierender „Filmmusik“ zu opulentem Opernklang – Musik als motivierendes Element einer ungeheuer spannenden „Erzählung“!

Die mädchenhaft bezaubernde Maria Fontosh lässt als Margarete einen außerordentlich hellen und klaren Sopran hören; Joseph Wolvertons Faust wird durch einen behutsam geführten sensiblen Tenor geprägt; Bengt Krantz gibt dem Mephistopheles einen brutal-satten Klang; Fredrik Zetterström verleiht dem renitenten Valentine sein kraftvolles Bariton-Timbre; Ann-Kristin Jones vermittelt mit inniger Melodik die Gefühle Siebels; und Emma Lyrén charakterisiert die liebestolle Marthe mit gurrenden Lauten. Ein wunderbar-spielfreudiges Ensemble – nur: sie sind festgelegt auf ihre Charaktere.

Schließlich hervorzuheben ist der stimmgewaltige und bewegungstänzerisch perfekte Malmö Operakör! 17 Vorstellungen dieses bemerkenswerten Ereignisses sind vorgesehen – eine DVD-Produktion könnten den Ruhm der Malmö Opera weiter verbreiten! (frs)


Fotos: © Malin Arnesson