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Fakten zur Aufführung 

KÖNIG ROGER
(Karol Szymanowski)
15. Januar 2011 (Premiere)

Staatstheater Mainz


Points of Honor                      

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Starke musikalische Bilder

Erlösungsphantasien sind doch etwas Feines, ja, sie beflügeln die Menschen und reißen sie heraus aus ihrer Lethargie. Ein Heilskünder taucht auf, schon ist das Volk gespalten. Soll er gelyncht werden, weil er mit neuer Lehre das gewohnte Glaubenskorsett durchbrechen wird, oder darf ihm bedingungslos gefolgt werden? Karol Szymanowski hat mit seiner – äußerst selten gespielter – Oper König Roger (Der Hirte), die 1926 uraufgeführt wurde, ein menschliches Grundanliegen thematisiert und heraus kam ein Stück, dessen Libretto doch etwas verquast wirkt.

Das ist deshalb schade, weil Karol Szymanowski außerordentlich starke musikalische Bilder entwickelt, die von ekstatischem Feuer getrieben sind. Große, affektive Chorszenen in eruptiver Gewalt stehen neben pointillistischem Zauber und emotional fein abgetönten Gesangslinien. Hier setzt auch die Qualität der musikalischen Umsetzung am Staatstheater Mainz unter Stabführung des jungen Kapellmeisters Andreas Hotz durchaus Maßstäbe, wenn er mit dem Philharmonischen Staatsorchester die Partitur punktgenau ausschöpft und zu pulsierendem Leben erweckt.

Kurz zum Inhalt: Ein Hirte taucht mit messianischen Ambitionen auf. Das Volk, verstört, fordert vom Herrscher den Tod der Pseudo-Lichtgestalt. Der stellt sich, vom Bühnenhimmel in einem Käfig herabgelassen, was an die Schaustellung der Wiedertäufer zu Münster erinnern mag, dem Urteil. Der König zögert, denn seine schöne Frau Roxane wechselt, gewissermaßen mit fliegenden Fahnen, zu diesem Glücksbringer, auch der philosophische Berater Edrisi rät zur Mäßigung. Der König vereinsamt und träumt sich in eine private Erlösung per Suizid hinein, doch darf er am Ende überleben.

Regisseur Joan Anton Rechi arrangiert die Massen in ihrer Bedrohlichkeit ausgezeichnet, bei der Führung der Protagonisten indes bleibt manche Blässe. Alfons Flores bevölkert die Bühne mit vielen Skulpturen zwischen Jesus, Buddha, Schiwa, heiliger Kuh und so weiter, was einem Kultisches überdeutlich vor Augen führen soll, während Moritz Junge die Figuren unaufdringlich kostümiert. Gesungen wird gut: Susanne Geb mit lyrisch geführtem Sopran als Roxane; Heikki Kilpeläinen mit festem, aber warmem Bariton als König Roger, Ryszard Minkiewicz mit registerreichem Ternor als Hirte und Alexander Kröner mit substanziellem Tenor als Edrisi. Aber als glänzend in Erinnerung bleiben die Chöre in der Einstudierung von Sebastian Hernandez-Laverny.

Eckhard Britsch

 









 
Fotos: © Martina Pipprich