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Fakten zur Aufführung 

DON CARLO
(Giuseppe Verdi)
29. September 2002


Staatstheater Mainz


INFAMER KLERUS



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Passend zur Goldhagen-Debatte um die Verstrickung der katholischen Kirche mit dem Nazi-Terror zeigt das Staatstheater Mainz Verdis "Don Carlo". Peer Boysen inszeniert ein bedrohlich-unmenschliches klerikales Gewaltsystem, zwängt die Akteure in maskenhafte Kostüme und lässt sie auf vorgegebenen Stegen statisch agieren.

Diese abstrahierend-artifiziellen Abläufe werden von einem engagierten Ensemble zum beklemmenden Drama eines Freiheitskampfes - idealistisch-politisch-individuell-gesellschaftlich. Elisabeth Hagedorn ist eine leidenschaftliche Elisabeth mit hochkarätigem Sopran; Ruth-Maria Nicolais Eboli besticht durch unbarmherzig intonierte Schärfe, vermittelt mit stupender Power die widerstrebende Reue; der Marquis Posa Vadim Volkovs lässt einen legatoreinen Bariton hören, brausender Freiheitssound ist allerdings nicht sein Metier; ebenso Hans-Otto Weiß, dem offenbar Wagners König Heinrich im "Lohengrin" (in Detmold) besser liegt als Verdis König Philipp - die innere Tragik will sich trotz warmem Timbre nicht recht vermitteln. Der junge Mexikaner Enrique Ambrosio geht den Carlo erfrischend unbekümmert an, stürzt sich leidenschaftlich ins geforderte Belcanto, powert mit seinen Möglichkeiten, braucht aber intensive Beratung, um seine stimmliche Potenz zu kultivieren. Mit Rúni Brattaberg ist ein unbarmherzig klerikaler Großinquisitor zu sehen und zu hören, und der Legende Karl verleiht Peter Knieser stimmliche Statur. Der Chor des Staatstheaters Mainz agiert auf den Spielflächen souverän und hinterlässt unter Leitung von Sebastian Hernandez-Laverny einen nachhaltigen Eindruck.

Catherine Rückwardt dirigiert das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Mainz wie gewohnt energiegeladen - das bedeutet satte Streicher, kraftvolle Piani und selbstbewusste Solisten, aber auch eine im oberen Bereich überdimensionale Dynamik, kommunikativ: statt invers reduzierter Spannung obliegt die Lautstärke!

Das zurückhaltend sympathisierende Mainzer Publikum ist sich seiner Reaktionen nicht sicher, applaudiert zaghaft nach gelungenen Arien (oder auch nicht), lässt aber zum Schluss seiner Zustimmung freien Lauf. (frs)