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Fakten zur Aufführung 

TANNHÄUSER
(Richard Wagner)
5. November 2006 (Premiere)

Theater Magdeburg

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Venus am Stock

Schwarz zufallende Gemäuer mit Passarelle und zerstörten Flügeln und Harfen zum Venus Bacchanal, mittendrin ein treudeutsch-gotisches "Himmelbett": Sinnlichkeit trifft auf Moral im desolaten Umfeld - offenbar keine Chance für nichts.

Doch erschließt sich Andreas Janders pessimistische Bühne imVerlauf des Geschehens als Ambiente für ambivalent-unsichere Personen. Holger Pototzki zeigt Figuren, die nicht das sein wollen, was sie sind. Grandioses Bild: Venus am Stock mit einem ebenso gezeichneten kleinen "Tannhäuser": sie will auch die sinnlich-skeptische Elisabeth sein. Und so wird auch Tannhäusers Tod zum Ende seiner Flucht vor der unbegriffenen Identität.

Francesco Corti, der neue GMD, leitet die aktive Magdeburger Philharmonie angemessen fiebrig, mit sensibler Dynamik, intoniert den Wartburg-Einzug eher leicht, ohne Aplomb, begleitet die Sänger mit viel Sensibilität und gibt dem Bacchanal gehörig sinnlichen Klang. Faszinierend: die emotionale Identität mit der szenischen Intentionalität: eine wunderbare kommunikative Übereinstimmung!

Anita Bader und Undine Dreißig gelingen typ-ambivalente Charakterisierungen von Elisabeth und Venus - ungemein stimmsicher, in ihren Differenzierungen hoch lobenswert. Roland Fenes gibt dem Wolfram sensiblen Klang, ebenso wie Paul Sketris dem Landgrafen und die Solisten der Magdeburger Oper den "Sängern" typengerechte Stimmen verleihen. Evmorfia Metaxaki ist ein hinreißend-mahnender Hirt - und Lawrence Bahst gelingt ein zwiespältiger Tannhäuser par excellence; die Rom-Erzählung wird zur Demonstration seiner Ausdrucksmöglichkeiten!

Das lange Zeit rätselnde Publikum setzt sich mit den interpretatorischen Angeboten auseinander, akzeptiert die nicht-traditionelle Tannhäuser-Vorstellung und feiert alle Beteiligten mit lang anhaltendem Beifall. (frs)


Fotos: HL Böhme