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Fakten zur Aufführung 

RIGOLETTO
(Giuseppe Verdi)
13. Dezember 2008
(Premiere: 20. Januar 2008)

Oper Magdeburg


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Opern-Krimi

So erreichen Opern ihr Publikum: eine leidenschaftlich erzählte Geschichte mit assoziativ deutbaren Spannung steigernden Elementen, verstärkt durch imaginierenden Einsatz der Bühnentechnik mit geheimnisvollen Lichteffekten – dazu ein engagiert aufspielendes Orchester und – vor allem – exzellente Sänger-Darsteller!

Holger Pototzki zeichnet eine erbarmungslos zynische Gesellschaft, konfrontiert den (seelischen) Krüppel mit seinem jeweiligen alter ego – dem mordlüsternen Sparafucile, dem Duca als sexual manic. Den hilflos den Begierden ausgelieferten Frauen bleibt nur die Hoffnung auf ein virtuelles Leben nach all den erlittenen Qualen. Das ergibt ein Drama mit Hitchcockscher erotischer suspense im Sinne Kierkegaards: Habt Mitleid mit den Frauen.

Andreas Jander baut eine klar strukturierte Bühnen-Architektur mit kommunikativer Wirkung: eine Säulen-Zeile mit blutrotem Vorhang, dazu baugleiche offene Raum-Skelette als Gildas Unterkunft und Sparafuciles Kaschemme – auf einer stimulierend eingesetzten Drehbühne.

Nach dem Zauberflöten-Streik gehen die Musiker der Magdeburgischen Philharmonie ungemein couragiert und musikalisch differenziert zur Sache: Unter dem kommunikativen Alexander Steinitz wird Verdis dramatische Musik in ihrer archaischen Emotionalität zum hinreißenden Ereignis – mit klar artikulierenden Instrumenten als Partnern des Gesangs, mit kalkulierter Dynamik und gelungenen Tempo-Wechseln, präzisen Einsätzen und punktgenau gesetzten Pausen. Wenn Verdi für Hollywood gearbeitet hätte – diese musikalische Interpretation wäre die Erfüllung aller Wünsche!

Das phantastisch aufspielende Magdeburger Ensemble vermittelt permanent archetypische Emotion: Liebe, Aggressivität, Zynismus, Hass, Hoffnungslosigkeit, Brutalität und Leidenschaft – und das mit hoch differenziertem Spiel, durchaus ambivalent in gebrochenen Empfindungen und umgesetzt in stimulierenden Gesang. Roland Fenes ist ein zerquälter Rigoletto, Opfer seines unbegriffenen Ego, einer manischen Tochter-Beziehung, aber auch der rücksichtslos-unbarmherzigen Gesellschaft – mit einer variablen Stimme voller Wärme, aber auch mit brutaler Härte, sicher in der Tongebung und virtuos im Ausdruck. Ute Bachmaier gelingt das Porträt einer vaterlos-geschichtslosen Gilda ohne falsche Sentimentalität, dafür mit bewegender Emotionalität ihrer Belcanto-geübten Stimme: faszinierend in den fast gehauchten Passagen, ungemein variabel in den leidenschaftlichen Höhen, dabei immer im Bewusstsein ihrer stimmlichen Möglichkeiten des Ausdrucks nuancierter Gefühle. Iago Ramos ist der – durchaus momentan Liebe empfindende – feudale Weiberheld: stimmlich voll auf der Höhe mit tenoraler Spinto-Kraft, beeindruckendem Aushalten der sicheren Höhen, viel Gefühl für die differenzierten Zwischentöne und immer charakterisierend im sängerischen Duktus. Paul Sketris verleiht dem Sparafucile mit seiner sonoren Stimmkraft den musikalischen Charakter einer Konkretisierung des offen brutalen outcasts als Prototyp kollektiv-praktizierter Unmenschlichkeit. Urs Markus gibt mit der ungebrochenen Kraft seines Bass-Baritons dem Monterone die nachhaltige Glaubwürdigkeit des gnadenlosen Fluches: ein entscheidendes Moment für die Faszination der gesamten Aufführung. Lucia Cervoni singt die Maddalena vom Portal mit intensivem Mezzo, die Rolle gespielt von der Regie-Assistentin Kaja Brandenburger mit bemerkenswerter Darstellungskunst. Und die weiteren Mitglieder des Ensembles beeindrucken durch intensive Darstellung und typengerecht-kompetenten Gesang! Die Herren des Magdeburger Opernchors und des Freien Chores „Coruso“ sind großartige Protagonisten eines in der Erinnerung bleibenden Opern-Abends.

Das Haus ist nur schwach besucht – darunter eine Gruppe von Kindern, die man eher im Weihnachtsmärchen vermutet (aber wenn darunter ein junger Verdi ist...); doch die Spannung ist spürbar, der Schlussbeifall enthusiastisch. Für die letzten Aufführungen wird sich die Faszinationskraft des Rigoletto in Magdeburg und Umgebung hoffentlich verbreiten! (frs)
 






 
Fotos: Theater Magdeburg