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Fakten zur Aufführung 

PETTERSSON UND FINDUS
(Niclas Ramdohr)
13. April 2009
(Uraufführung: 15. März 2009)

Theater Magdeburg


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Locker „pädagogisch“

Schon der Weg zum Spielort ist ein Weg durch die Geheimnisse des Theaters: Die Hinterbühne empfängt das erwartungsvolle Kinder-Publikum mit ihren dunklen, hoch aufragenden Mauern – kontrastiert mit bunten Prospekten, die Spielfläche besetzt mit niedlichen Hühnern.

Bernhard Niechotz schafft ein kindgemäßes Ambiente – schlicht stilisiert, die Musiker integrierend, Phantasie provozierend, die Handlung um den Bauern Pettersson und seinen renitenten Fuchs Findus rahmend. Die Kostüme entsprechen märchenhafter Vertrautheit, wirken in ihrer pointierten Lustigkeit stimulierend auf die Kinder.

Kerstin Weiß lässt die Figuren eindeutig agieren, setzt auf die eindeutigen Charakteristiken der kommunizierenden Gestalten – verzichtet auf inszenatorische Raffinessen, hält sich an die Spielregeln des Grand Guignol: der böse Nachbar, der eitle Hahn, die gackernden Hühner, der patriarchalische Pettersson, der quirlige Findus - alle der Geschichte Sven Nordqvists und dem thematisch komprimierten Libretto Holger Pototzkis entsprechend.

Niclas Ramdohrs rhythmisch bestimmte Musik im Strawinsky-Stil für Klavier, Klarinette und Cello favorisiert melodischen Sprechgesang, lässt dem Hahn die Chance zu ariosem Singen – der wird ja auch „Caruso“ genannt. Trotz aller Singspiel-Attitüde finden die Gesangs-Einlagen nicht den ungeteilten Beifall aller aufmerksam folgenden Kinder: Sie sind offenbar ausgelastet mit der rezeptiven Rekonstruktion der Handlung.

Dabei ist die unter Tamás Molnar intonierte Musik kleinteilig-eingängig, demonstriert die musikalischen Möglichkeiten der drei Instrumente und begleitet die Identifikations-Figuren mit stimulierenden Klängen.

Wolfgang Klose ist der knurrige Nachbar, der den entflohenen Hahn im Kochtopf sehen will; Markus Liske gibt den eitlen Hahn Caruso mit gebremster Tenor-Bravour; Paul Sketris ist der brave Pettersson als betuliches Vaterbild - ihnen allen ist die besondere Befindlichkeit in kindertümelnder Darstellung anzumerken, befreien sich nicht zu losgelöstem Spiel und bleiben stimmlich verkrampft, ohne befreite Performance. Evmorfia Metaxaki fühlt sich in der Rolle des Findus wohl, wird zu einem wirbelnden „schlauen Füchslein“, vermittelt Spielfreude und wird zur Identifikationsfigur für die unbefangenen kindlichen Zuschauer. Die zu dick aufgetragene pädagogische Botschaft von Eifersucht und Reue und Relativierung der „lebenserhaltenden Lüge“ kommt nicht so recht an - und ein wenig mehr komödiantische Leidenschaft täte der Show gut (Musik und prima skurrile Hühner mal ausgenommen).

Dass atemlose Mütter gerade mal eine Minute vor Beginn mit ihren Ablegern eintreffen, dass der ein oder andere Knirps während der Vorstellung „auf Tö“ muss, dass pädagogisch korrekte Eltern ihrem Nachwuchs die Handlung erklären: das ist irgendwie nachzuvollziehen – entspricht aber nicht den gültigen Konventionen des Theaterbesuchs. Die „Kunst des Zuschauens“ sollte Teil der theaterpädagogischen Bemühungen werden! (frs)