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(Magdeburger Premiere nach der Uraufführung
am 16. September 2000 auf der EXPO Hannover)
Eine junge Frau wird gepeitscht, ein junger Mann ist entsetzt: dramatische
Aktion, Gewalt als akustisches Phänomen, stilisierte Statisten, karge
Bühne. Mit der ersten Szene packt Hans Schanderls "Maschinist" nach dem
Libretto von Lutz Hübner das Auditorium im ehemaligen Kasernen-Casino
in Magdeburg. Es geht in intensiven Szenen um den "Unterhaltungsmechaniker"
Johann Nepomuk Mälzel (1772-1838), den Erfinder des Metronms, Vermarkter
von Spieluhren und weltweit erfolgreich mit der Attraktion des unbesiegbaren
"Schachtürken".
Dieser sensible Utopist der "Maschinen mit Seelen" endet nach permanenten
Enttäuschungen im Zwischenmenschlichen nach dem Tod des einzigen Partners
- Schlumberger als Seele des Schachautomaten - durch selbstgewählten Alkohol-Tod,
wird anonym im Meer versenkt. Dieses Schicksal ist die sensibel umgesetzte
Vorlage für Lutz Hübners Thema "Zivilisation und Technik" (zuletzt in
Bielefeld die "Franklin-Expedition").
Dazu entwickelt Hans Schanderl ein Klang-Faszinosum, gespeist aus Minimal-Music,
Pentatonik, seriellen Anklängen und Orffschen Ausbrüchen. Die Instrumentengruppen
der Streicher und der virtuosen Schlaginstrumente beherrschen die Akustik
- ergänzt durch die integrierten Sänger-Stimmen; also keine "technische"
Musik, obwohl Einspielungen und Verstärkungen enorme Effekte bewirken
(Ton: André Haug).
Diese Funktion wird vom hoch beanspruchten Ensemble des Magdeburger Theaters
mit hoher Kompetenz realisiert: herausragend Roland Fenes mit vibratofreier
Artikulation als Mälzel! Christian Ehwald forciert die ungemein spielfreudige
Magdeburger Philharmonie zu orgiastischen Ausbrüchen und lyrischer Retardierung.
Die metaphernträchtige Bühne (Tom Presting) bietet mit rostigen Wänden
und einem großen Tor, aus dem die spielbestimmenden Großrequisiten auftauchen.
Höhepunkt: Friedrich Königs Rotation, die sich mit ohrenbetäubendem Getöse
in Gang setzt und die ersten Rollen der "Times" transportiert.
Max K. Hoffmann bezieht sich bei seiner exaltierten Personenführung auf
die impulsiven Reaktionen der dargestellten Personen, und motiviert das
engagierte Ensemble zu hinreißenden Rollenstudien.
Ein fasziniertes Publikum erlebt alles, was (Musik-)Theater ausmachen
kann: Opernhaftes, Modernes, Ergreifendes, Sentimentalität, Aggressivität,
Reflexion und Spontaneität und ist total begeistert. Ein selten erlebtes
Theater-Ereignis von höchster Intensität! |
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