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Fakten zur Aufführung 

HAMLET
(Ambroise Thomas)
3. November 2002


Theater Magdeburg


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Es ist ein imponierender Erfolg: Wolfgang Quetes "entdeckt" die großen Gefühle - hingebungsvolle Liebe Ophelias, unbändigen Hass Hamlets, Verbrechen und Reue bei Claudius, Todesangst bei Gertrude, Fatalismus bei den Totengräbern, unbändige Liebe zur Schwester bei Laertes, ein Kraftwerk der Gefühle par excellence!

Diese aufs Wesentliche verknappte und reduzierte Regie-Idee findet ihr stimulierendes Pendant im kontrastierenden Bühnenbild von Eberhard Matthies: kalte stählern wirkende Fassaden werfen die an sich leidenden Figuren auf ihre extremen Gefühlswallungen zurück.

Die bislang als "belanglos" missachtete Musik Thomas' gewinnt vor diesem Ambiente in der fulminanten Interpretation durch Jan Michael Horstmann mit der Magdeburgischen Philharmonie faszinierende Kraft. Satte Streicherklänge, schweres Blech und intensivste Holzbläser vermitteln authentische Emotionen im Höchstmaß - ein highlight: Saxophonsoli von stimulierender Intensität (man fragt sich, weshalb das um 1850 entstandene Instrument für Opernpartituren als ungeeignet abqualifiziert wurde - Ambroise Thomas wusste 1860, was er tat!).

Die Hauptrollen sind in Magdeburg geradezu sensationell besetzt: Ute Bachmaier singt die Wahnsinnsarie der Ophelia mit hingebungsvoller Leidenschaft, vermag darstellerisch und stimmlich Effekte zu erzielen, die phänomenale Wirkungen auslösen. Roland Fenes ist ein manisch getriebener Hamlet, weit weg vom zaudernden cunctator, ein Charakterkopf mit kalkulierter Phrasierung. Undine Dreißigs Gertrude ist eine außergewöhnliche Charakterstudie - stolze Königin, liebende Mutter, am Leben hängende Frau; und Urs Markus verleiht dem Mörder Claudius ergreifende Züge der Reue.

Diese geballte Ladung authentisch-extremer Gefühle lockt am Sonntagnachmittag ein junges erfahrungshungriges Publikum in das atmosphärisch dicht rekonstruierte Magdeburger Haus, gebannt folgend, durchaus betroffen, schließlich begeistert applaudierend. Wenn die Kids informiert werden, dass regendurchnässte Steppjacken besser in der Garderobe zu platzieren sind, dass Nuckeln an Mineralwasserflaschen im Opernhaus deplaciert wirkt und dass pünktliches Erscheinen auch für die Einstimmung auf das zu erwartende Ereignis hilfreich ist - dann hat Magdeburg ein ideales Auditorium! (frs)