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Fakten zur Aufführung 

CENDRILLON
(Jules Massenet)
15. Februar 2008 (Premiere)

Theater aan het Vrijthof Maastricht
Opera Zuid

 


Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Märchen – kritisch

Das Glück der Liebe ist nur ein Traum – so aufgeklärt kritisch präsentiert Carolyn Sittig Massenets Version des „Aschenputtel“.

Im Unterschied zu den Isouard- und Rossini-Fassungen wird eine geradlinige Geschichte erzählt, in der die „gute Fee“ die Fäden zieht – und „nach dem happy end wird leider abgeblend’“ (Tucholsky). Die Regie karikiert reuigen Vater, karrieresüchtige Mutter, zickige Töchter, verliebt-verstörten Prinz und träumerisch-abgehobene Cendrillon als „Typen“ einer indifferenten Gesellschaft.

Johann Jörgs coole Bühne mit angedeutetem Mobiliar im Stil der Teak-70er lässt in der „Wohnwand“ Raum für Fee und Traumwelt, setzt Licht sparsam ein, verzichtet auf spektakulär-imaginative Effekte. Uta Winkelsens Kostüme „zitieren“ mit reduzierter Rokoko-Opulenz unscharfe „Märchen“-Erwartungen.

Regie, Bühne und Kostüme bestehen auf „Distanzierung“, verweigern sich dem lustvollen Verlieren in irreale Phantasie-Welten.

Massenets Musik, entstanden 1899 – Wagner, Verdi und Verismo sind immerhin nicht zu ignorieren – spielt mit Tänzen, Märschen und Kantilenen, charakterisiert die Figuren durch Instrumentation, Harmonien und Rhythmen. Das Limburgs Symfonie Orkest vermittelt entsprechend weniger musikalische Sinnlichkeit als präzis kalkulierte Klänge. Das gelingt bei hörbarer Disziplin in zurückhaltender Attitude - fasziniert durchaus mit zurückgenommenem Duktus.

Francis van Broekhuizen ist eine so gar nicht glamourhafte Cendrillon, singt verhalten emotional, hat ihre stimmliche Qualitäten vor allem in einer tragenden Mittellage, vermag aber auch mit klaren Höhen gebrochene Gefühle zu vermitteln. Helen Lepalaan gibt dem Prinzen einschmeichelnd weichen Klang, besticht durch einfühlsame Agilität mit sicherer Artikulation. Natacha Kowalskis Fee ist eine coole Strippenzieherin mit außerordentlich klaren Tönen, ohne ins unverbindlich Lyrische auszuweichen. Maria Soulis , Machteld Vennevertloo und Martine Straesser sind Mutter und Töchter Noémie und Dorothée mit provozierend-heller Phrasierung – ganz im Sinne akzeptierter Rollenpräsentation. Jan Danckaert vermittelt den Vater Pandolfe mit herrlich strömendem Bariton. Der Koor des Conservatorium Maastricht präsentiert sich in guter darstellerischer und sängerischer Form – und die übrigen Solisten vervollständigen mit kultiviertem Gesang das überzeugende Ensemble der Opera Zuid.

Das Maastrichter Premierenpublikum ist durchsetzt mit professionellen Teilnehmern des Euregionaal Opera-en Muziektheater-Festival – die Zustimmung ist groß, die in den Niederlanden üblichen Standing Ovations leiten über zu einer glückhaft kommunikativ-dichten „Premieren-Feier“!

Holländische Journalisten agieren allerdings wie „Schreiber on Business“ – sie verwechseln ihren Platz im Auditorium bei Blättern im Programmheft und permanentem Agieren mit Stift und Notizblock mit ihrem Büro und haben kaum Zeit zum Schauen und konzentriertem „Erleben“ - aber sie werden wohl ihre „Locken auf der Glatze drehen“ (Karl Kraus). Kann denn niemand diesen Banausen ihr störendes und unprofessionelles Verhalten abgewöhnen?! (frs)