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Fakten zur Aufführung 

LES HUGUENOTS
(Giacomo Meyerbeer)
17. Juni 2005 (Premiere)

Opéra Royal de Wallonie (Liège)

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Grand Opera – Traditionell

Vieles von dem, was der Grand Opera unterstellt wird, lässt sich im traditionsreichen Opernhaus von Liege nachvollziehen: Jacques Lacombe dirigiert das gut aufgelegte Orchestre de l’Opera Royal de Wallonie mit Aplomb: Temporeich, Dynamik auskostend, hoch effizient – aber ohne tiefere Gefühlsweite.

Gesungen wird in allen Hauptrollen – nicht von den comprimari – technisch perfekt, auch sehr klangschön, aber ohne den zu erwartenden emotionalen Schmelz des gefühlsbetonten Belcanto. Vor allem Annick Massis intoniert als Marguerite ein Feuerwerk an Trillern, Läufen und glitzernden Höhen, vermittelt aber schlussendlich nur affektiertes Getue und lässt keinen Blick in die Seelenlage der ambivalenten Königin zu. Gilles Ragons kraftvoller Tenor ist Troubadour-würdig, doch die Belcanto-Kunst kommt zu kurz. Typengerecht verkörpert Didier Henry den edlen Nevers mit hörenswert aussagekräftigem Bariton. Auch Branislav Jatic gibt mit variablem schwarzen Bass dem glaubenssicheren Marcel durchaus differenzierte Statur. Barbara Ducrets liebende Valentine beeindruckt durch intensives Spiel, singt sehr gefühlvoll, allerdings nicht ohne Schärfen in den schwierigen Höhen. Souverän Philippe Rouillon als unbekehrbarer Saint-Bris. Der Urbain von Marie-Belle Sandis besticht durch selbstbewussten Silberklang.

Die Regie Robert Fortunes inszeniert konventionell-einfallslos den x-beliebigen Konflikt konkurrierender Gruppen, entwickelt kein Verständnis für den mörderischen Furor der brutalen ecclesia triumphans; die Flucht der tödlich bedrohten hugenottischen Frauen und Kinder vor den katholischen Mörderbanden wirkt auf der Bühne wie der Rush ins Freizeitbad; peinlich.

Die reduzierte Bühne von Christophe Vallaux vermittelt nicht den Hauch von Bedrohung, bietet nur Raum für spektakuläres Singen; ebenso wie die historisierenden Kostüme von Rosalie Varda den bloßen Anschein Ausdruck geben, aber nicht das Grauen der Bartholomäus-Nacht imaginieren.

Das Publikum im traditionsreichen Lütticher Opernhaus reagiert wie zu Meyerbeers Zeiten: „belustigt“ sich am Bühnengeschehen, verweigert sich der tieferen historischen Dramatik und goutiert exzeptionelles Singen und Musizieren als l’art pour l’art. Rhythmisches Klatschen, Bravos, standing ovations geben der Tradition recht; der Wunsch nach aktuellem Musiktheater bleibt auf der Strecke. (frs)