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Fakten zur Aufführung 

DIE SCHÖNE UND DAS TIER
(André Erneste M. Gretry)
11. April 2003 (Premiere)


Theater Lübeck



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Ein Märchen

Gesungen wird französisch, die - holprigen - Dialogtexte sind deutsch; Gretrys Meisterwek kommt statt mit dem Originaltitel "Zemire et Azor" mit dem modifizierten Musical-Titel daher. Diese Irritation durchzieht Lübecks Präsentation: Der Hausherr Marc Adam inszeniert selbst, setzt auf die Selbsterfüllung schöner Märchen, verzichtet auf den emotionalen Zauber der Mythen. Märchentheoretische Figuren werden vorgeführt, von deren Sehnsüchten, Ängsten, Einsamkeiten und Vertrauenskonflikten kaum ein Hauch.

Michael Goden verweist mit seinen Bühnen-Folien auf das Renaissance-Theater und den Cocteau-Film, vermag diese Ansätze aber nicht stimulierend umzusetzen. Dass am Schluss die aufopferungsvolle Zemire ihren rückverwandelten Azor als Fatzke im weißen Anzug erleben muss, scheint ein spontaner Regie-Einfall zu sein; das Publikum reagiert entsprechend belustigt.

Frei von der Suche nach der Seele, nach der Macht der Gefühle, intoniert im fast martialischen Einheitsklang das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck unter Ludwig Pflanz.

Mit Lisa Tjalve ist eine superbe Stimme zu hören, die mit Aplomb die komplizierten Koloraturen angeht, aber trotz der Klangreinheit die geheimen Sehnsüchte der Zemire nicht vermittelt. Mit Roberto Gionfriddo singt ein unbeweglicher Azor - das übrige Ensemble hat Mühe mit den sprühenden Vorgaben Gretrys; zumal Thomas Burgers Ali verpasst die Chance einer brillanten Rolle!

Das Lübecker Publikum ist auf Zustimmung fixiert; und in der Tat: Gretrys Musik und das zauberhafte Märchen ist nicht totzukriegen. Nach Dew/Pilz in Bielefeld und Houston und der Akzeptanz in Lübeck sollte eine Renaissance von Gretrys Ingenium anstehen (der Erfolgszug des Musicals - qualitativ am Abgrund - bestätigt die Kompatibilität mit einem mainstream Geschmack). (frs)


Foto: © Thomas M. Jauk