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Fakten zur Aufführung 

AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY
(Kurt Weill)
14. Februar 2007
(Premiere: 10.2.07)

Los Angeles Opera

Points of Honor                      

Musik

Gesang

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Bühne

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Mahagonny - vor Ort

Da spielt Bert Brechts kapitalismus-kritisches Stück im Lande der Goldgräber, Glücksspieler, Huren und Hurrikans - und vor Ort wird „grand entertainment“ versprochen.

Der broadway-erprobte John Doyle („Sweeney Todd“) sorgt denn auch weniger für ein systemkritisches Spiel im Brechtschen Sinn der „Aufklärung mit den Mitteln der Unterhaltung“ als eher für eine Form der Unterhaltung, die en passant auch ein wenig Aufklärung vermittelt - soweit sie vom Publikum nicht ohnehin schon verinnerlicht ist. Dass die bittere Story um Leocadia Begbick, Jenny und Jim in god’s own country angesiedelt ist - nebst dem zerstörend vorbeiziehenden Hurrikan - wird nicht weiter thematisiert. Vielmehr entwickelt sich aus den bitter-karikierenden Szenen Brechts eine Show im Broadway- und Las Vegas-Stil - ziemlich platt politisierend mit Hitler-Gruß und Verweisen auf die universelle Gültigkeit. Überraschend das lähmend-statische Verharren der handelnden Personen auch in den eigentlich exaltierten Situationen - und ein Hurrikan, der als laue Brise daherkommt.

Mark Baileys Bühne bleibt bloße Dekoration, eingestreute Broadway-Elemente und Neon-Effekte vertuschen nicht die szenische Hilflosigkeit gegenüber der offenbar ungewohnten Herausforderung.

James Conlon genießt mit dem Orchester die eklektische Vielfalt der genialen Musik Weills, ist sowohl in den Swing-Klängen als auch in den Jazz-Adaptionen und den Ausflügen in die verfremdete klassische Operette und in die populäre Musik der 20er Jahre zu Hause wie auch in den atonalen Elementen „moderner“ Musik. Die Musik gewinnt besondere Kraft in den melodie-akzentuierten „Ohrwürmern“!

Entsprechend kommunizieren die Solisten ihre Rollen: Patti LuPone vermittelt als konsequent-brutale Begbick mit ausdrucksstarker Phrasierung einen knallharten Charakter; Audra McDonald gibt eine ambivalente Jenny mit intensivem Spiel und beeindruckender stimmlicher Ausdruckskraft; Anthony Dean Giffrey beweist als scheiternder Jim seine stimmlichen Möglichkeiten für eine glaubwürdige Charakterstudie. Das Ensemble der Los Angeles Opera demonstriert seine Kompetenz auch im Feld einer Musik, die nicht zum Standard-Repertoire der Oper in Los Angeles gehört. Befremdlich die elektro-akustische Verstärkung der Stimmen, die sich dann auch noch durch technische Inkompetenz auszeichnet. „Amplification – the death-knell of Opera!“

Im vollbesetzten Auditorium zu Los Angeles versammelt sich ein durchaus internationales Publikum, das mit der gebotenen Show einverstanden ist und das Angebot von Musik und Gesang goutiert - und sich nicht durch klassenkämpferische Tendenzen herausgefordert fühlt; Oper muss eben Oper bleiben. Placido Domingo hat da noch viel Arbeit vor sich, um den Anschluss an die internationale Opernszene zu finden - doch der Wunsch nach Alternativen zur musealen Plüsch-Oper scheint auch in Los Angeles zu wachsen. (kst)