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Fakten zur Aufführung 

LADY MACBETH VON MZENSK
Dimitri Schostakowitsch
25. Mai 2009
(Premiere 23. Mai 2009)

Landestheater Linz

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Weibliche Leidenschaft

Alaine Rodin als Katerina ist nicht das Opfer einer Macho-Konstruktion, sie wird zur Verkörperung kompromisslosen Auslebens weiblicher Sexualität in einem zwanghaften Unterdrückungs-System. Der ungemein bühnenpräsenten Sängerin gelingt eine fulminante Interpretation unterdrückter Weiblichkeit – mit einer souveränen stimmlichen Umsetzung der brachialen Schostakowitsch-Vorgaben. Ihre Stimme vermittelt Härte in kalkulierter Expression, exzeptionelles Leiden an der brutalen Umwelt, aber auch Hoffnung auf die erlösende Liebe, existentielle Enttäuschung und archaische Rache. Eine begnadete Darstellerin mit einer aufregenden Stimme – die allerdings ihre unschönen Schärfen in den Höhen unter Kontrolle bringen sollte. Klaus-Dieter Lerche ist ein patriarchalisch-besitzergreifender Boris Ismailow mit kerniger Artikulation, Jurie Ciobanu ein schleimiger Sinowij mit agiler Stimme – und mit Erik Nelson Werner fasziniert ein potenz-strotzender, gefühlsarmer, sozial aufstiegssüchtiger Sergej: darstellerisch von enormer Präsenz, stimmlich variabel mit durchsetzungskräftigem hellem Tenor. Im Landestheater Linz wird phantastisch perfekt gesungen – da gibt es in allen noch so marginalen Rollen kompetent-animierende Protagonisten, wie William Mason als korrupter Pope und Katerina Hebelkova als erotisierte Sonjetka.

Ingo Ingensand leitet das bravouröse Bruckner Orchester Linz zu expressivem Spiel, akzentuiert die dramatischen Passagen mit viel Verständnis für die Schostakowitsch-typischen Exaltationen – die Vergewaltigungsszene! – und mit hoch intensiven lyrischen Passagen mit kalmierender Streicherkultur und kultivierten Holzbläsern, als Basis für triumphierendes Blech und voluminöses Schlagwerk.

Andreas Baesler inszeniert sehr dezidiert die Affekte weiblicher Leidenschaft, schafft ungemein intensive zwischenmenschliche Konstellationen und imaginiert einen permanenten Zusammenhang von individueller Leidenschaft und kollektivem Zwang.

Karel Spanhak schafft eine Bühne als Lagerraum, nicht unbedingt innovativ, aber mit den variablen Container-Kisten von nachhaltigem Eindruck – klaustrophobisch, Emotionen einengend, in atmosphärischer Abstimmung mit der Inszenierungsidee intensiv übereinstimmend.

In Linz existiert augenscheinlich ein ungemein selbstbewusstes und leistungsfähiges Opernhaus – das Jahres-Festival „Kulturhauptstadt 2009“ geht am Landestheater nicht vorbei, setzt offenbar latente Kräfte frei, und demonstriert die immanente Potenz tradierter Institutionen - und das mit Bravour. Die Theater an der Ruhr können sich die Linzer Oper für das Kulturhauptstadtjahr 2010 nur als Vorbild nehmen. Regionale Kultur wird eben nicht nur durch festivalartige „Leuchttürme“ repräsentiert - die „Leuchttürme sind die existierenden kulturellen Institutionen. (frs)

 




 
Fotos: Landestheater Linz