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Fakten zur Aufführung 

ZAR UND ZIMMERMANN
(Albert Lortzing)
25. September 2008
(Premiere: 9. Februar 2008, Halberstadt)

Forum Leverkusen


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Lockere Volksoper

Der Erz-Komödiant Lortzing hätte sicherlich seine Freude gehabt: Hinrich Horstkotte inszeniert eine Art Spionage-Komödie, durchsetzt das Geschehen mit lockeren Anachronismen (etwa die Chateauneuf-Arie als Johannes-Heesters-Parodie), karikiert lustvoll die Bühnenfiguren, übertreibt hemmungslos – bleibt aber der „volkstümlichen“ Vorlage Lortzings treu. Respekt!

Delfter Kacheln und variables Kneipen-Mobiliar bestimmen die augenzwinkernd „volkstümliche“ Bühne von Anna Strauß; nix ist mit Schiffsmodellen oder mit akribisch-historischem Holland-Flair. Kreativer Witz wird zum optischen Genuss.

Für das spielfreudige Halberstädter Ensemble sind die räumlichen Dimensionen des Forums Leverkusen eine stimmliche Herausforderung, vor allem die hallige Riesenbühne und der breite Orchestergraben schaffen so ganz andere Bedingungen als im intimen Halberstädter Haus. Klaus-Uwe Rein hat mit seinem kraftvollen Bass keine Probleme, die komischen Varianten des Gesangs über die große Entfernung zu vermitteln. Marie Friederike Schöders Marie kommt mit munter-ausdrucksstarkem Sopran brillant über die Rampe, und Xiaotong Han hat mit seinem hellen Tenor als Chateauneuf keine Probleme. Juha Koskelas gepflegt-stimmschöner Bariton als Zar Peter verströmt kultivierten Klang, doch verpufft mancher Ton in der nachhallenden Akustik des Stadthallen-Ambientes. Tobias Amadeus Schöner als eifersüchtiger Peter, Thea Rein als urkomische Witwe Browe, Norbert Zilz als klandestiner russischer Admiral und Gijs Nijkamp als Holmes-Karikatur vermitteln eine geschlossene Ensemble-Leistung. Der Halberstädter Chor beeindruckt mit bemerkenswerter Spielfreude und einer perfekten Präsentation kollektiven Singens!

Das Orchester des Nordharzer Städtebundtheaters lässt sich unter dem aufmerksam dirigierenden Marbod Kaiser auf die Lortzing-Stimulantien ein, beeindruckt mit intensiven Streicherklängen, verstört aber durch zeitweise Tempo-Indifferenzen und einige Einsatz-Patzer.

In Leverkusen spielt mittlerweile das Musiktheater eine wichtige Rolle – doch ein engagiertes Opern-Publikum bestimmt noch nicht die Atmosphäre im repräsentativen Forum. So braucht es einige Zeit, bis man sich mit der unerwarteten Aufführung arrangiert und mit der intensiv erarbeiteten detailreichen Fassung (Pause nach knapp zwei Stunden!) fertig wird. Am Ende jedoch herzlicher Applaus und ein offenbar gutes Gefühl. (frs)

 






Fotos: Nordharzer Städtebundtheater