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Fakten zur Aufführung 

THE FAIRY QUEEN
(Henry Purcell)
3. Mai 2005

Das Meininger Theater
(Kulturforum Leverkusen)

Points of Honor                      

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Gesang

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Unreflektierte Gesellschaftskritik

Purcells barocker Sommernachtstraum im neuzeitlichen Love-Hotel – das hätte durchaus aufgehen können. Doch Jan Dvorak und Christian Wiehle beließen es bei ihrer Inszenierung der Fairy Queen nicht bei einem modernen orientierten Regie-Konzept. Stattdessen griffen sie genussvoll in die Geschichte selbst ein. So müssen sich Zettel und Hermia durch dogmatisch-platte Monologe quälen, die bis zur Unkenntlichkeit geänderte Handlung wirkt primitiv konstruiert und ohne jegliche Plausibilität (Zitat im Programmheft: „aus Ungeschicklichkeit wirft Zettel ein Teeservice um. In den Scherben findet er einen Glückskeks. Nun muss Zettel selber singen“).

Die unverhohlen unreflektierte Gesellschaftskritik wird viel zu plakativ ausgeteilt (Gentechnologie) oder erstickt im demonstrativ-fragmentarischen Ansatz (Massenmedien). Plump-komisch provozierende Elemente wie Marionetten beim Sexualverkehr runden die völlig konzeptlos wirkende Regieidee ab.

Purcells Musik verkommt zur unwichtigen, beinahe störenden Nebensache: sämtliche Arien wirken aus dem Zusammenhang der ohnehin schon wirren Story gerissen, dazu gesungen in einem unverständlichen Englisch ohne eingeblendete Übersetzungen. Und auch die musikalische Umsetzung ließ wenig an den altenglischen Meister erinnern: Kim Schraders Zettel wirkt unsicher in der Intonation und ohne emotionale Färbung, Lydia Bicks (Titania) mit verzerrtem Sopran und Matthias Koch in der Doppelrolle der Hyppolyta/ Mopsa mit gequetschtem Alt klingen angestrengt und ohne Kraft. Einzig Iva Ionova als Hermia zeigt sich auf bühnentauglichem Niveau, ohne jedoch herausragende Akzente setzen zu können.

Das Orchester des Meininger Theaters unter der Leitung von Stefanos Tsialis passt sich der desolaten Leistung der Solisten an: Zum Einzug des Publikums ertönt noch frisch-barocke Fahrstuhlmusik, im Verlauf des Abends ließ jedoch unsauberes Blech oder unrhythmischer Einsatz der Holzbläser diesen positiven Ersteindruck verwischen.

Das tief enttäuschte Leverkusener Publikum versucht, den Abend dennoch zu genießen, verhaltenes Lob für „wenigstens die Bühne“ ist vernehmbar - von Christian Wiehle massiv angereichert durch barocken Kitsch, einzelne Hotelzimmer werden durch eine Rotationsachse nach Bedarf in den Vordergrund gesetzt -, verlässt dennoch die Vorstellung zur Pause in Scharen. Bei so viel Respektlosigkeit vor dem Purcellschen Werk nur zu verständlich! (jan)