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Fakten zur Aufführung 

TEMISTOCLE
(Johann Christian Bach)
30. April 2005 (Premiere)

Oper Leipzig

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Schon 1999 aufgeführt

 

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Rarität

Eine Rarität der Barockoperngeschichte konnten Besucher des am Vorabend eröffneten Bachfestes (dieses Jahr unter dem Motto "Bach und die Zukunft") in der Leipziger Oper erleben: die seit der Uraufführung 1772 nicht mehr szenisch dargebotene Oper "Temistocle" vom jüngsten der Bach-Söhne.

Johann Christian Bach war damals ein in Italien und London gleichermaßen renommierter Opernkomponist, bei dem auch Wolfgang Amadeus in die Lehre ging. In dem für den Mannheimer Hof konzipierten Werk erlaubte er sich gewisse Freiheiten gegenüber der damals verbreiteten strengen Form der opera seria: er verbindet Arien, Accompagnati und Ensembles zu großen das Genre belebenden Szenen - eine Tatsache, die der Leipziger Aufführung zugute kam.

Der 1. Akt dümpelte etwas träge vor sich hin, daran konnte auch das hervorragende Barockensemble "Les Talens Lyriques", das bereits zum zweiten Mal beim Bachfest zu Gast war, nichts ändern. Leiter Christophe Rousset verlangte seinen Musikern jedoch stets größte Präzision und Aufmerksamkeit ab, auch da, wo die Musik etwas mittelmäßig geraten ist.

Die Sänger konnten erst nach der ersten Pause zur Hochform auflaufen, wobei die Ensemblemitglieder der Leipziger Oper den Gästen deutlich die Schau stahlen. Ainhoa Garmendia als Aspasia präsentierte faszinierende Stimmungsbilder und strahlende Koloraturen. Ihr Duett mit dem heimlichen Geliebten Lisimaco (jugendlicher Ungestüm und erstaunlich erfrischend: Raffaella Milanesi) war einer der klanglichen und emotionalen Höhepunkte der Aufführung. Dramatisch überzeugte vor allem ihre Gegenspielerin Marika Schönberg als eifersüchtig intrigierende Rossane. Metodie Bujor singt den zunächst despotischen Herrscher Serse mit strahlendem Bass. Und schließlich überzeugt auch Reno Troilus mit seinem kraftvollen Altus in der Rolle des als Verräter entlarvten Sebaste

Die Regie des besonders auf dem Gebiet der Barockoper international renommierten Francisco Negrin, der erstmals in Deutschland inszenierte, erhielt am Ende gleichermaßen anhaltenden Beifall wie Buh-Rufe. Das Grundproblem moderner Inszenierungen barocker Opern ist stets die Personenregie während der endlosen Da Capo-Arien, wobei es fraglich ist, ob diese gelöst werden kann, indem man die Sänger ständig im Sand wühlen lässt (man fragt sich als Zuschauer, wie sie bei diesen Staubwolken überhaupt noch anständig singen konnten) oder durch knöcheltiefes Wasser waten lässt.

Die Ausstattung von Rafail Ajdarpasic und Ariane Isabell Unfried erlaubte allerdings schöne Effekte durch die multibel einsetzbare Drehbühne, umrahmt von in der Höhe beweglichen goldenen Leuchtstäben, wobei sich die Motivation hierfür nicht ganz erschloss. (kaki)