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Fakten zur Aufführung 

MARGHERITA D'ANJOU
(Giacomo Meyerbeer)
27. Mai 2005 (Premiere)

Oper Leipzig

Points of Honor                      

Musik

Gesang

Regie

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Bühne

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Gewaltige Klangcollage

Die Aufführung des Werkes „Margherita d’Anjou“ von Giacomo Meyerbeer in Leipzig nach nunmehr 150 Jahren diente nicht nur der Fortsetzung eines Belcanto-Zyklus (begonnen mit Bellinis „La Sonnambula“ und „I Capuleti e i Montecchi“), sondern auch der Hervorhebung eines besonderen europäischen Komponisten, dessen musikalische Verdienste lange Zeit in Vergessenheit geraten waren. In Deutschland wurde „Margherita d’Anjou“ zuletzt 1831 in deutscher Fassung am Königstädtischen Theater in Berlin aufgeführt und erfuhr danach vor allem im französischsprachigen Raum eine spezielle Rezeption.

Mit einer neuen Edition des Werkes unter dem Arm und einem hochkarätigen Begleitprogramm aus internationalem Kongress zu dem Thema „Giacomo Meyerbeer in Italien“ und einer Ausstellungseröffnung zu „Giacomo Meyerbeer in Mailand – Paris – Berlin“ standen die Bedingungen für die Inszenierung in Leipzig nach außen zunächst noch sehr positiv. Die Verkündigung, dass die Oper nur konzertant aufgeführt werden konnte, zeigte jedoch ganz schnell, dass der Notentext alleine noch keine Oper macht.

Das Konzept der Regisseurin Katja Czellnik, den historischen Stoff zur Zeit der Rosenkriege 1462 in ein Sport(schlacht)feld zu verwandeln und die geschichtlichen Verwicklungen als eiskalt funktionierende Spielregeln zu begreifen, ließ sich scheinbar nur schwer vereinen mit den hohen gesanglichen Anforderungen, die Meyerbeers Verbindung aus Elementen des italienischen Belcanto-Prinzips und der Grands Opéra an die Sänger stellt. Dazu kamen Krankheitsfälle und terminlicher Druck: eine zu hoch gesetzte Zielgerade, dessen sportliches Ziel den behäbigen Opernapparat scheinbar überforderte.

Trotzdem gab es in der konzertanten Premiere einige musikalische Höchstleistungen zu bestaunen. Unter der Leitung von Frank Beermann zeichnete das Gewandhausorchester eine gewaltige Klangcollage, in der die differenziert gestaltete musikalische Struktur deutlich zu Tage trat. In der von Meyerbeer fast schon beliebig und überzeichnet eingesetzten Formaneinanderreihung komplexer Introduktions-, Arien- und Finalstrukturen traten die einzelnen Handlungsmomente individuell hervor. Leider wurde aber in der Leipziger Fassung teilweise so stark gekürzt, dass vor dem Formenmix einzelne Inhalte überhaupt nicht mehr zu verstehen waren.

Das Sängerensemble wurde zum größten Teil vom Haus selbst bestritten und konnte sich sehen lassen. Eun Yee You (Margherita d’Anjou) überzeugte durch melodiösen Ausdrucksreichtum, der ihr nur in der Höhe zeitweilig versagten. Eine besondere Rolle spielte Herman Wallén (Michele Gamautte), dessen Erscheinen stimmlich wie auch musikalisch einen erfrischend lebendigen Kontrast bildete. Tuomas Pursio (Carlo Belmonte) brillierte mit voluminöser Stimme, wohingegen Robert Chafin (Duca die Lavarenne) und Felipe Bou (Riccardo Duca di Glocester) leider weniger deutlich hervortraten. Als einziger Gast wurde Marina Prudenskaja (Isaura) für ihr wunderbar warmes Timbre und ihre innige Gestaltung der Gefühlsmomente mit verdienten Beifallsstürmen belohnt.

Der Chor der Oper Leipzig konnte in den spektakulären und höchst virtuosen Chorstellen glänzen.

Geplant ist die szenische Aufführung nun für die Spielzeit 2006/07. Ob das Bühnenbild aufgrund der Sanierung auch in andere Spielstätten übertragen werden kann, ist derzeit noch völlig unklar. Sportlich wird es aber auf jeden Fall wieder zugehen. (mk)