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Fakten zur Aufführung 

FIGAROS HOCHZEIT
(Wolfgang A. Mozart)
15. November 2003


Oper Leipzig




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Deftig-triebhaft

Es ist eine Adaption einer Produktion der Vlaamse Opera Antwerpen - und altflämisch-deftig geht es zu im versifften Treibhaus-Käfig von Johannes Leyacker mit flämischem Landschaftsbild als monumentalem Hintergrund. Keine Rokoko-Unterhaltung läuft ab, das Szenario beschwört eher die bukolische Welt als die kritische Phase vor der Revolution.

Guy Joostens Regie setzt auf körperbetonte Triebhaftigkeit, die Agierenden gehen sich - unabhängig von Stand und Rolle - an die Wäsche; für differenzierte Empfindungen ist da kein Platz - das brodelnde Bühnengeschehen wird gnadenlos mit den mozartschen Gefühlswelten konfrontiert.

Für die Solisten ist damit die Linie vorgegeben: chargieren bis an die Grenze des Erträglichen, und das intensive Bemühen um die subtilen Nuancen der mozartschen Gefühlswelten bleiben auf der Strecke: Marika Schönbergs Gräfin verzichtet auf den zu Herzen gehenden Schmelz ihrer existentiellen Enttäuschung: Tommi Hakala singt den Almaviva straight ohne sonderliche Differenzierungen, Tuomas Pursios Figaro kommt kernig daher, bewegt sich gravitätisch-paschahaft, der quirligen Ainhoa Garmendia setzt ihre Stimme viel zu avanciert ein, um verborgene seelische Momente zu vermitteln; Marina Comparato geht melodiös im androgynen Cherubino auf, die comprimarii haben Chancen für publikumswirksame Auftritte.

Das hingebungsvoll zuhörende und zuschauende Publikum reagiert dankbar auf die burlesken Scherze, akzeptiert im ausverkauften (!) Haus das sinnliche Spiel.

Das Gewandhausorchester interpretiert unter Henrik Schaefer einen Mozart hochdifferenziert, glänzt mit einem strömenden Streicherklang, fasziniert durch gezielte Interventionen der Bläser und Pauken, erzählt eine "innere Geschichte", die der brodelnden Bühnenaktion ihre kommunikative Substanz vermittelt! (frs)






Fotos: © Andreas H. Birkigt