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Fakten zur Aufführung 

ARIADNE AUF NAXOS
(Richard Strauss)
26. Juni 2008
(Premiere: 20. Juni 2008)

Oper Leipzig


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E- oder U-Musik?

Die Komödiantentruppe um Zerbinetta gleicht einer abgetakelten Popband, deren Tourbus nur noch durch Schieben fortbewegt werden kann. Das Vorspiel der Strauss'schen Ariadne auf Naxos in der Oper Leipzig hat Regisseurin Karoline Gruber in das wenig anheimelnde Untergeschoss der Villa eines neureichen Herrn, unmittelbar vor der Tiefgarage mit ihren geparkten teuren Schlitten verlegt. In der B-Ebene gibt es neben  der Tür zum Abstellraum für die Auf- und Abtritte der Tanzspielgruppe vor allem noch zwei Toiletten, in die sich, zu was auch immer, die einzelnen Mitglieder der seriösen Operntruppe um den Komponisten der Ariadne mal lächelnd, mal wutschnaubend verziehen. Aus diesem Ambiente (Bühne: Roy Spahn) hätten sich in der Auseinandersetzung darum, welche der beiden Gruppen was auf dem Fest des Gastgebers spielen soll und darf , durchaus Funken schlagen lassen. Der Witz und die Bissigkeit des Librettos von Hugo von Hofmannsthal über die Realitätsbedingungen von Kunst in Abhängigkeit eines eher banausischen Sponsors, der schlicht bestimmt, dass heroische Oper und buffoneskes Tanzspiel zusammengelegt werden, da "für Punkt neun Uhr ein Feuerwerk anbefohlen ist", will auf der großen Breitwandbühne in Leipzig allerdings nicht so richtig zünden. Auch wenn man sich bei Pointen über den mutmaßlichen Publikumszuspruch für  E- oder U-Musik locker abklatscht, bleibt das Spiel um das Theater im Theater doch etwas bemüht. Im zweiten Teil, der eigentlichen Aufführung der mythologischen Oper mit dem Komödienintermezzo setzt die Inszenierung noch deutlicher auf die Verschränkung der verschiedenen Zeitebenen. Der Festsaal ist ein Restaurant, an kleinen runden Tischen sitzt unter den Gästen auch Ariadne, die Titelfigur der nun aufgeführten Oper und betrauert ihr Schicksal auf der einsamen Insel. Es erscheinen drei Nymphen mit von roten Glühlampen gerahmten Engelsflügeln, die als Revuetänzer ausstaffierten Komödianten und schließlich Bacchus, der Ariadne zu neuen Leben erweckt, worauf wie im Märchen prompt die Zweige ausschlagen -  doch das Happy-End soll in Leipzig nicht sein. Mit dem Kuss des Halbgottes Bacchus sinken beide entseelt zu Boden. 

Bei allem erkennbaren Bemühen um spielerische Lockerheit - wenn die Nymphen vom Schiff in der tobenden See erzählen, lassen sie das blaue Tischtuch Wellen schlagen und überreichen Ariadne ein Modellboot - wirkt die Szene doch etwas behäbig, wie eine Fernsehshow, deren Verfallsdatum bedohlich nahe rückt. 

Bei den Solisten ragt der Komponist von Gabriela Scherer heraus. Ihre schön geführter,  wandlungsfähiger Sopran, kann sowohl die Wut über die Zumutungen des neureichen Schnösels ohne Schärfen dramatisch gestalten als auch in seinem Hymnus auf die Musik zu betörenden Tönen erblühen. Dies gilt auch für das Gewandhausorchester unter der Leitung von Lawrence Foster. Das klingt schon im kurzen Vorspiel zum Vorspiel der eher klein besetzten Kammeroper funkelnd und durchhörbar. Das Gewandhausorchester zeigt auch in den solistisch hervortretenden Passagen, dass es seinen Strauss nicht nur makellos, sondern mit Leidenschaft zu spielen vermag. Die Ariadne von Dara Hobbs kann mit ihrem dramatischen Sopran überzeugen, während die Zerbinetta von Olesya Golovneva dem Rollenfach Koloratursopran doch manches schuldig bleibt. Der Heldentenor von Wolfgang Schwaninger hat zwar das nötige Volumen für den Bacchus, klingt aber wenig differenziert. Rollengerecht besetzt sind der Musiklehrer (Toumas Pursio), der Harlekin (Paul Armin Edelmann) und der Tanzmeister mit Dan Karlström.  

Das Publikum zeigte sich von der Aufführung durchaus angetan, wenn auch nicht begeistert. Ein netter Abend, für den man sich mit gemessenem Beifall bedankt.

Axel Göritz  

 










Fotos: Oper Leipzig