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Fakten zur Aufführung 

RODELINDA, REGINA DE'LANGOBARDI
(Georg Friedrich Händel)
21. Februar 2003 (Premiere)


Südostbayerisches Städtetheater
(Stadttheater Landshut)



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Die Schöne und der Lausbub
Von Thomas Vitzthum

Mit Rodelinda in der Deutung von Regisseurin Vivienne Newport erlebt man keine Langobardenposse, sondern eine Aktualisierung, die Damen in Abendrobe mit robusten Dreiwettertaft-Frisuren, die Herren elegant im Anzug und Mantel. Reich und Schön, Schicki und Micki erheitern sich ihre Langeweile in Beziehungskisten. Dieser Hintergrund liefert eine Erklärung für Bertaridos Verschwinden: Wenn im zweiten Akt sein Gefängnis als Luxussuite gezeigt wird, in die er frisch geduscht im weißen Anzug eintritt und sich Freund und Feind als Schatten der Vergangenheit um ihn scharen, dann wird die Punkerfrisur des ersten Aktes verständlich. Bertarido ist ein Aussteiger aus Luxus und Ennui, der sich lieber mit Freund Unulfo herumtreibt.

Das Bühnenbild von Lukas Noll teilt den Raum diagonal, mittels eines wiederum diagonal von großen Panoramafenstern durchbrochenen Bogens, in zwei Sphären. Die Bühne wirkt so größer und weiter als sie ist, Bezüge sind herstellbar, die scheinbar nur der Zuschauer sieht. Leider ist die Regie mit dramaturgischem Unsinn durchwirkt. Manche Rachearie kommt aus heiterem Himmel; dass Grimoaldo, eben noch Zeter und Mordio singend, sich wegschicken lässt (zum Zigarettenholen?), um die knutschenden Ehegatten in ihrer Abschiedszene allein zu lassen, wirkt mehr als unwahrscheinlich. Auch das Aussteigertum bräuchte im ersten Akt mehr Rechtfertigung.

Annabelle Pichler (Rodelinda) und Monika Rebholz (Eduige) singen auf außerordentlichem Niveau. Vor allem der kraftstrotzende Mezzo von Rebholz war ein Erlebnis, fantastisch ihre erste Rachearie. Nach anfänglichen Intonationsschwächen stand auch Pichler mit beweglichem, dramatischem Sopran nicht nach. Die Herren bleiben mit Ausnahme Piotr Rafalkos als düsterer Garibaldo weit dahinter zurück. Der Countertenor James Huw Jeffries ist ein perfekter Aussteiger, nur dass er nicht nur aussieht wie ein Lausbub, sondern auch so singt. Seine kleine intonationsschwache Stimme kippte oft ins Brustregister und klang in den Rezitativen albern schelmisch. Das Orchester unter Basil Coleman spielte öfter unsauber, dafür scharf akzentuiert und mit Drive.

Das Publikum hätte sich zur Leistung der Damen ruhig mit ein paar Bravos aus seiner Zurückhaltung lösen können.