Drama einer Künstlerin
ECCO UN’ ARTISTA steht in monumentalen Lettern quer über die Bühne geschrieben – vor einem eher coolen Künstler-Atelier mit Mal-Werkzeug und Plastik-Vorhängen, das sich öffnet und den Blick auf eine Madonna freigibt. Wolf Gutjahr schafft so den theatralen Raum für Toscas ambivalentem Handeln zwischen Fiktion und Realität.
Katja Drewanz hat eine intelligent-innovative Sicht auf das Geschehen des Dramas der Leidenschaften. Doch wirken die Theaterhandlungen eher stereotyp als unbegriffen-leidenschaftlich. Das Ende Toscas bleibt unklar, vermittelt wenig von den existentiell-spezifischen Qualen einer Künstlerin.
Janet Bartolova gelingen überzeugende Passagen einer quasi betenden Tosca, doch geraten ihre dramatischen Szenen stimmlich zu überzogen. Kairschan Scholdybajews Cavaradossi bleibt mit seinem durchaus kultivierten Tenor auf respektablem Niveau, hat jedoch Probleme mit der emotionalisierenden Phrasierung. Auch Gerard Quinn zeigt als Scarpia angemessene sängerische Statur, vermag aber die dämonische Unmenschlichkeit des Sadisten nur ansatzweise zu vermitteln.
Mit Tobias Pfülb, Matthias Wippich und Markus Müller sind die Rollen des Angelotti, des Mesners und Spolettas klischeefern vortrefflich besetzt.
Die Niederrheinischen Sinfoniker intonieren unter Giuliano Betta einen eingängigen Puccini-Klang, der auf provozierende Brüche verzichtet und wenig dramatische Brisanz vermittelt.
Das Krefelder Publikum akzeptiert die anregend-unkonventionelle Präsentation und dankt den Beteiligten mit herzlichem Applaus. (frs)
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