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Fakten zur Aufführung 

TAMERLANO
(Georg Friedrich Händel)
22. November 2005

Theater Krefeld

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Vielfalt: Kultur, Gefühle

Überwältigende Säulen, Mauern, Treppen (die bis in den Orchestergraben reichen) – das monumentale Ambiente (Achim Römer) gibt ein Pathos vor, das die archetypischen Barock-Gefühle brutal konterkariert.

Genauso wie die statuarische Regie Christian Tombeils, die nur gelegentlich die Empfindungen freien Lauf lässt: Die Idee der kulturellen Differenzen – Mongolen, Ottomanen, Griechen – mit ihren machtpolitischen Ansprüchen zwingt die leidend-handelnden Personen zur emotionalen Zurückhaltung – das elementare Lieben, Hassen, Verraten, Enttäuschen findet keine szenische Entsprechung.

Graham Jackson leitet die akademisch-korrekt aufspielenden Niederrheinischen Sinfoniker mit Akribie, aber ohne die exorbitante Händel-Leidenschaft: „besinnlich“ eben. Das Continuo im Graben, das Orchester auf zweiter Etage über der Spielfläche: die akustische Situation ist angemessen und lässt die barocken Klänge deutlich hörbar werden.

Das Krefelder Ensemble vermittelt unterschiedliche Attitüden: Timothy Richards verleiht dem Bajazet kämpferische Züge; Uta Christina Georg gibt dem Tamerlano ambivalente Züge. Frank Valentins klangschöner Countertenor lässt einen verhalten-disparaten Andromico hören; Debra Hays singt die bedrängte Asteria mit anrührender Emphase; und Janet Bartolovas Irene strahlt spröde Distanz aus. Doch alles korrekt-virtuose Singen löst keine überwältigenden Gefühlsbewegungen aus – und das liegt nicht am durchaus erwartungs-offenen Publikum!

Das Krefelder Haus ist nicht voll besetzt (offensichtlich spielt Skepsis gegenüber unbekannten Werken eine Rolle), doch die Aufmerksamkeit ist ungeteilt und die Atmosphäre sympathisierend-zustimmend. (frs)


Fotos: © Stutte