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Fakten zur Aufführung 

OEDIPUS
(Wolfgang Rihm)
2. Mai 2003 (Premiere)


Theater Krefeld



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Wahrheit

In Krefeld verfolgt ein Publikum aus leidenschaftlichen Freaks und informierten "Traditionalisten" die musikalisch, ästhetisch und intellektuell anspruchsvolle Oedipus-Demonstration hoch konzentriert und reagiert am Ende enthusiastisch bzw. respektvoll.

Gregor Horres setzt sich nicht mit dem Schuld-Problem auseinander, sondern zeigt das qualvolle Suchen nach der Wahrheit und die erschütternde Reaktion auf die existentielle Bedrohung; "aktualisiert" wird nichts, doch steht die Frage nach dem Ende des "brutalst-möglichen Aufklärers" im Raum und damit das Problem der Wahrheitssuche im politischen System.

Die Bühne Kirsten Dephoffs erinnert mit Stühlen, Tisch, Treppengeländer, Trümmerbrocken großer Architektur im transparenten Bühnenkasten an Installationen der avancierten bildenden Kunst: in ihrer Gebrochenheit der eruptiv-abgründigen Musik Rihms entsprechend.

Diese "klanglichen Momentaufnahmen" eines Orchesters ohne Streicher geht bis an die physische Schmerzensgrenzen mit brutalem Schlagzeug und fetzigen Bläsern; Kenneth Duryea lässt den perfekten Niederrheinischen Sinfonikern aber auch die sanften Klänge reflektierend zu Gehör kommen; faszinierend die - einzigen - spitzen Geigentöne zur verzweifelten Selbstblendung des Oedipus!

Johannes M. Kösters spielt einen total gebrochenen Oedipus, artikuliert die ungeheuer anspruchsvolle kompositorische Vorgabe Rihms mit vollkommener Intensität. Ronald Carters Kreon besticht durch aggressiv-hohe Töne, Christoph Erpenbeck beeindruckt als abgeklärter Tiresias und Carola Gubers Jokasta ist eine beklagenswerte Mutter und Frau mit auch elegischer Emotion. Das Krefelder Ensemble - auch per Band technisch hervorragend präsent - und der Chor setzen musikalische Vorgaben und inszenatorische Konzeptionen ungemein engagiert um. Eine hocheindrucksvolle Demonstration für das "moderne Musiktheater"! (frs)


Foto: © Matthias Stutte