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Fakten zur Aufführung 

LUCIA DI LAMMERMOOR
(Gaetano Donizetti)
13. September 2007
(Premiere Krefeld)

Theater Krefeld-Mönchengladbach
(Theater Krefeld)

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Lee-Ann Dunbar ist Lucia

Dies ist ein Opernabend, auf den man lange wartet: Eine spannend erzählte Geschichte, intensiv-konzentriertes Bühnenhandeln, eine suggestive Bühnen-Konstruktion, ein vehement aufspielendes Orchester, ein hochkompetentes Sänger-Ensemble, ein kongenial reagierendes Publikum – ein Kraftwerk der Gefühle, das nun mal Oper ausmacht.

Und dazu eine Sängerin, die Belcanto-Gesang in Vollendung beherrscht – Triller, Läufe, Fiorituren, leuchtende Höhen, faszinierende Tiefen, schmeichelnde Lyrismen - das alles nicht als technische Gesangs-Akrobatik, sondern in jedem Moment Ausdruck archetypischer Gefühle, die überwältigen: Lee-Ann Dunbar ist die Lucia – liebend, gedemütigt, wahnsinnig.

Mit Kairschan Scholdybajew präsentiert sich ein darstellerisch eindrucksvoller Edgardo, dem die großen Szenen emotional hinreißend gelingen, und der die mörderische Partie stimmlich souverän bewältigt. Michael Kupfers Enrico verkörpert den rücksichtslosen Gewaltmenschen, vermag mit seinem voluminösen Bariton aber auch differenzierte Zwischentöne zu vermitteln. Das Krefelder Ensemble in Hochform: Markus Heinrich als aggressiver Arturo, Matthias Wippich als konstant-heuchlerischer Raimondo, Walter Plante als kämpferischer Normanno – und Margriet Schlössels, die sich als Alisa auch stimmlich den Exaltationen Lucias gewachsen zeigt.

Und der Chor der Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach (Heinz Klaus) leistet kollektive Höchstleistung – darstellerisch präsent, im Klang differenziert.

Die Niederrheinischen Sinfoniker beweisen ihre riesige Spielfreude, intonieren unter Giuliano Betta einen hochemotionalen Orchesterklang – der allerdings bisweilen die Grenzen radikaler Gefühle übertönt.

Das emotional bewegende Geschehen spielt auf einer Bühne, die wie der Blick aus einem Schacht in die Höhe wirkt. Siegfried E. Mayer gelingt die Kombination von deutender Impression und praktischen Notwendigkeiten – die suggestive Architektur ist zugleich die strukturierte Spielfläche. Karine van Hercke entwirft Kostüme, die sowohl das Zeitkolorit aufnehmen (England im 16. Jahrhundert) als auch emotionale Zustände dokumentieren.

Schade, dass sich die Regie auf eine Madonnen-Erscheinung als Schlussbild hinreißen lässt – da verliert die Szene an der so zwingenden authentischen Dramatik.

Das eher skeptische Krefelder Publikum folgt dem überwältigenden Bühnengeschehen mit verblüffter Sprachlosigkeit, reagiert mit echt-herausgefordertem Zwischen-Applaus, steigert sich am Schluß zu viertelstündigen Ovationen und entlässt das Ensemble mit standing ovations! Der Krefeld-Mönchengladbacher Oper gelingt der ganz große Wurf! (frs)


Fotos: © Stutte