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Fakten zur Aufführung 

DER RING AN 1 ABEND
(Loriot/Richard Wagner)
14. Januar 2011 (Premiere)

Theater Krefeld und Mönchengladbach


Points of Honor                      

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Wagner gewinnt!

Vicco von Bülow – alias Loriot – ist nicht nur ein begnadeter Karikaturist und phantastischer Sketch-Erfinder: Er ist auch ein ausgewiesener Opern-Freak. Neben seiner Martha-Inszenierung ist sein selbst-kommentiertes Dirigat der Berliner Symphoniker im öffentlichen Gedächtnis. 1992 realisierte er in Mannheim eine komprimiert-kommentierte Version des Wagner-Rings – als CD allerdings mit den Berlinern.

Und nun die „Krefelder Fassung“: Der gesamte Ring in drei Stunden! Der hanseatisch geprägte Krefelder Ex-Intendant Jens Pesel liest die Loriot-Texte auf dem Loriot-Sofa neben der Loriot-Teekanne – gemächlich artikulierend, Pointen eher versteckt prononzierend – zuweilen nuschelnd, zuweilen salonhaft plaudernd. Aber: Der Loriot-Text bleibt, was er ist: Eine verkürzte Inhaltsangabe des verworrenen Geschehens, angereichert durch alt-bürgerliche Anspielungen auf sexuelle Absonderlichkeiten und ein paar Gags auf Kosten der hochkomplexen Wagner-Dramaturgie.

Und wenn denn auch Vicco von Bülow Ehrendoktor der Universität ist, sein Opus Gegenstand einer kommunikationswissenschaftlichen Dissertation an den Universitäten Münster und Bochum wurde, sein Werk ganz aktuell mit vier Briefmarken gewürdigt wird: Seinem Text fehlt einfach der zeitenübergreifende kongeniale Esprit – es fehlt der aktuelle Bezug, es fehlt vor allem die ansonsten Loriot-typische Treffsicherheit in Sachen vorgetäuschter Sicherheiten.

So verleihen die Niederrheinischen Sinfoniker und die Solisten des Theaters Krefeld und Mönchengladbach diesem denkwürdigen Abend nachhaltigen Wagner-Glanz:

Das beginnt mit den klangschönen Rheintöchtern von Debra Hays, Isabelle Razawi und Eva Maria Günschmann; setzt sich fort mit dem stimmstarken Hayk Dèinyan als Alberich, der überzeugend artikulierenden Kerstin Brix als Fricka und der engagiert interpretierenden Janet Bartolova als Sieglinde. Geradezu hinreißend der unverwüstliche Walter Planté als Loge und Mime, überzeugend intonierend der Wotan Michael Kupfers sowie ein sonor stimmiger Matthias Wippich als Hagen. Dara Hobbs beeindruckt als Wagner-würdiger dramatischer Sopran als stimmstarke Brünnhilde - allesamt Mitglieder des Krefelder Ensembles: Als Gast allein Erin Caves als formidabler Siegmund, der als Siegfried debütiert – und da demonstriert, dass ihm dieser Schritt sängerischer Entwicklung gelingen wird!

Dennoch: Der Star des Abends ist Graham Jackson als engagierter Leiter der Niederrheinischen Sinfoniker: lustvoll leitend, die Instrumente und Instrumentengruppen animierend einsetzend, den Wagner-Duktus interpretierend, auf Details achtend, ein differenziertes Zusammenspiel der hoch konzentrierten Musiker koordinierend. Und vor allem: Es gelingt der immer wieder neue Ansatz zu den so differenzierten orchestralen Passagen. Es entstand ein ungemein authentischer Klang-Kosmos ohne Sänger-Behinderung, ohne demonstrative Pathetik – allein beim Todesmarsch blieb das Orchester hinter den selbst demonstrierten Möglichkeiten.

Das vollbesetzte Krefelder Haus folgte angespannt, reagierte auf die Loriot-Texte zurückhaltend, hustete ein wenig zu ungehemmt - bejubelte Solisten und Orchester: für Krefelder Verhältnisse: emphatisch!

Dreißig Jahre nach dem Wagner-Coup von John Dew und Gottfried Pilz in Krefeld – ein epochales Opern-Ereignis! – sollte nach dieser Demonstration der musikalischen und sängerischen hauseigenen Kompetenzen der nächste Ring zu schmieden sein. Nur Mut!

Franz R. Stuke

Klicken Sie bitte auf den blauen Pfeil, um zu hören, was Generalmusikintendant Graham Jackson und Operndirektor Andreas Wendholz über die Aufführung denken.

Klicken Sie bitte hier, um Generalmusikintendant Graham Jackson und Operndirektor Andreas Wendholz im Gespräch mit Franz R. Stuke im Video zu sehen.

 


 Fotos: © Matthias Stutte