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Beethovens Fidelio auf das Hohelied
der Gattenliebe zu begrenzen ist out - aber die "Gefangenschaft des Menschen
im allgemeinen, das Erkennen eigener Grenzen und deren Sprengung durch
Mut und Hoffnung" auf die Bühne zu bringen (Regisseurin Kathrin Prick)
und dann noch eine Bühne als Mischung von bürokratischer Organisation,
Industriearchitektur und Zwangslager (Marcel Zaba) zu präsentieren: das
ist schlicht zuviel und verstellt den Blick auf die zentrale Aussage.
Die Niederrheinischen Sinfoniker musizieren unter Philip van Buren recht
präzis, lassen Lyrik, Dramatik und Pathos erleben. Barbara Schneider-Hofstetter
gibt der Leonore stimmliches Profil ebenso wie Christoph Erpenbeck dem
Pizarro. Ronald Carters Tenor wirkt als Florestan angestrengt, ist darstellerisch
eher zurückhaltend. Die Marzellina von Debra Hays übertrifft alle Soubretten-Attitüde,
und Markus Heinrich gibt einen aggressiven Joaquino.
In der gelungenen Repertoire-Aufführung akzeptiert ein abwartendes Publikum
Musik und Gesang, verhält sich in Sachen Regiekonzept eher reserviert.
(frs) |
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